Was verraten uns Augenbewegungen über unser Gehirn? Wie hängen Pupillenlichtreflex-Tests mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson zusammen? Und vor allem: Wie kann eine digitalisierte Augenpraxis Qualität, Effizienz und Menschlichkeit vereinen?
In dieser Folge werfen wir einen Blick auf Ebovis, das Start-up, das Augenmedizin ins digitale Zeitalter bringt. Wir sprechen darüber, wie modernste Technologie Diagnostik und Therapie auf ein neues Niveau hebt, Ressourcenknappheit adressiert und den Ärzten wieder mehr Zeit für das Wesentliche gibt: Patient:innen, die persönliche Betreuung brauchen.
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Fragen und Antworten
Dr. Mathias Abegg, ein Arzt mit einem Hintergrund in Medizin und Neurowissenschaften, hat die digitale Augenpraxis Ebovis gegründet. Ziel ist es, mit einer volldigitalisierten Praxis Augenuntersuchungen effizienter und standardisiert durchzuführen.
- Ich bin getrieben von der Frage, wie das menschliche Gehirn funktioniert.
- Ich habe im Bereich Augenbewegungen geforscht und praktiziert.
- Seit kurzem bin ich Unternehmer und habe Freude an diesem neuen Bereich entwickelt.
Ich sehe das Gehirn als zentrale "Blackbox", die mich seit meiner Kindheit fasziniert hat. Obwohl ich seit 30 Jahren in diesem Gebiet arbeitet, habe ich immer noch das Gefühl, die grundlegenden Prozesse des Gehirns nicht komplett zu verstehen. Besonders spannend finde ich die Verarbeitung von visuellen Reizen und Augenbewegungen.
Aktuell ist die Nachbildung des Gehirns durch KI Science Fiction. KI zeigt zwar beeindruckende Fortschritte, hat aber auch klare Limitationen.
Augenbewegungen und Pupillenreaktionen sind stark mit Gehirnprozessen verknüpft. Viele neurologische Erkrankungen wie MS oder sogar Anzeichen für Parkinson können in den Augen sichtbar werden, da das Gehirn einen Grossteil seiner Ressourcen für visuelle Verarbeitung und Augensteuerung nutzt.
Mit manuellen Tests oder High-Tech-Geräten wie Eye-Trackern kann man z. B. Augenmuskelfunktionen, Sehnerven und Pupillenreaktionen überprüfen. Erkrankungen wie MS oder Glaukom lassen sich so oft frühzeitig erkennen.
Ebovis ist eine volldigitalisierte Augenpraxis, die standardisierte und apparative Untersuchungen bietet. Es ist ein Startup, da vieles noch in der Experimentierphase ist und von drei Ärzten privat finanziert wird. Ziel ist eine kompromisslos hohe medizinische Qualität.
Standardisierte, apparative Augenuntersuchungen, deren Ergebnisse remote von Ärzten ausgewertet werden, um Effizienz und Qualität zu steigern.
Traditionelle Praxen arbeiten problemorientiert, während bei Ebovis jeder Patient dieselbe umfassende Untersuchung erhält. Die Diagnosen werden remote gestellt und die Ergebnisse später kommuniziert.
Patienten durchlaufen eine Reihe standardisierter Tests an verschiedenen Geräten. Eine Optikerin betreut die Patienten vor Ort und führt durch die Prozesse. Ärzte analysieren die Ergebnisse remote.
Diese Tests analysieren neuro ophthalmologische Aspekte wie Augenbewegungsstörungen, Schielen oder Pupillenstörungen, um Erkrankungen wie MS oder Glaukom zu erkennen.
Die Ärzte erhalten alle relevanten Daten digital. Mit ihrer Expertise entscheiden sie, ob eine Erkrankung vorliegt und was zu tun ist. Diagnosen wie "alles in Ordnung" können oft in wenigen Minuten gestellt werden.
Patienten zahlen nur für sinnvolle Untersuchungen. Das Ziel ist, durch Effizienz Kosten um etwa 30 % im Vergleich zu traditionellen Praxen zu reduzieren, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
Ärzte beurteilen auffällige Testergebnisse kritisch und ignorieren Ergebnisse, die medizinisch nicht relevant sind. Das Ziel ist, keine unnötigen Ängste bei den Patienten zu wecken.
Die Reaktionen sind gemischt, aber meist positiv. Einige Augenärzte sehen Ebovis als potenzielles Modell für unterversorgte Regionen, insbesondere ausserhalb der Schweiz.
Ebovis sieht sich als augenärztliche Praxis, nicht als Screening-Angebot. Eine Integration in Optikerketten ist aktuell nicht vorgesehen, aber die Skalierung in unterversorgte Gebiete oder ins Ausland könnte ein Ziel sein.
Denkbar wären Bereiche wie Neurologie oder Dermatologie, wo standardisierte und messbare Diagnostik möglich ist. Bei Hausärzten ist eine Übertragung des Modells aufgrund der Vielseitigkeit ihrer Aufgaben weniger wahrscheinlich.
In den nächsten zehn Jahren wird ein massiver Effizienzgewinn im Gesundheitssystem nötig, der sowohl Überversorgung vermeidet als auch Gesundheitskosten reduziert. Ebovis könnte ein Modell für diese Entwicklung sein.
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