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Dr. Marcel Rösinger – Das Gesundheitswesen 2050: Der visionäre Blick in die Glaskugel

83 Vergütung/Finanzierung Prozesse Innovation Strategie Krankenversicherung Digital Health: Innovationen und Trends Datenschutz- und Datensicherheit

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt sagte einmal, "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen," aber wir sind ganz anderer Meinung und uns sicher, dass Visionen von entscheidender Bedeutung sind, um positive Akzeptanz und Motivation in der Bevölkerung zu schaffen und schlussendlich die Digitale Transformation unseres Gesundheitswesens als Ganzes voranzutreiben. In der aktuellen Folge ist daher Dr. Marcel Rösinger zu Gast, um gemeinsam mit Alfred Angerer einen Blick in die Glaskugel zu werfen und über das Schweizer Gesundheitswesen im Jahr 2050 zu sprechen. Als Berater bei Accenture unterstützt Marcel u.a. Krankenkassen in den Bereichen Prozessexzellenz, Prozessoptimierung, Strategieberatung sowie AI-Transformationsprojekten und eignet sich somit als idealer Gesprächspartner für dieses Thema. Aufgrund seiner Expertise hat Marcel ebenfalls einen Beitrag für den neu erschienenen Digital Health Report 2023/2024 verfasst, in dem er sich ausführlich mit diesem Zukunftsszenario auseinandersetzt.

So viel sei schon jetzt verraten: Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert einen langfristigen Denkansatz. Dies bedeutet keineswegs, dass Unternehmen und Organisationen ihre IT-Architektur innerhalb der nächsten zwei Jahre komplett verwerfen müssen. Vielmehr sind die richtige Einstellung, Enthusiasmus und die passende Herangehensweise an die Digitalisierung in Verbindung mit dem rechtzeitigen Setzen der richtigen Weichen entscheidend. Wenn digitale Strategien sowohl kurz- als auch langfristig frühzeitig angegangen und verinnerlicht werden, eröffnet sich für viele Akteure im Gesundheitswesen nicht nur die Möglichkeit, zu bestehen, sondern sogar zu profitieren.

Auf der anderen Seite sei in diesem Kontext angemerkt, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Frage des Wollens mehr sein wird. Wenn die Versorgungsqualität in Zukunft hoch gehalten werden soll und wir uns mit unserem Gesundheitssystem auf Augenhöhe bewegen wollen – so betont Marcel Rösinger – sind wir dazu gezwungen, uns und unser Gesundheitssystem kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dies kann durch politischen Druck der Bevölkerung aufgrund von Prämiensteigerungen und Kostenwachstum geschehen, genauso wie durch neue Datennutzungsstrategien und zentral angelegte staatliche Digitalisierungsstrategien.

Sicher ist laut Marcel Röslinger: Sobald klare gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden und die Digitalisierung deutliche Vorteile gegenüber den konventionellen Gegebenheiten bietet, werden sich viele zukünftige Technologien durchsetzen. Wenn zudem Individuen in der Lage sind, die volle Kontrolle über ihre Daten zu haben und eigenhändig entscheiden zu können, welche Daten geteilt werden, könnte dies zu einem grossen Erfolg mit hohem Nutzen für alle Beteiligten führen. Hierbei werden die grössten Hebel Preis und Convenience sein.

Hören Sie in diese Folge und wagen Sie einen Blick in die Glaskugel!

Hinweis: Diese Folge ist als Kooperation der ZHAW mit Accenture im Rahmen des Digital Health Reports 2023/2024 entstanden.

Bemerkung des Interviewgasts: Bei der Angabe es gäbe ein 15% Kostenwachstum handelt es sich um einen Versprecher, in Wirklichkeit handelt es sich um 8%.

Fragen und Antworten

Ich lerne lebenslang und liebe es, Neues zu entdecken. Privat habe ich zwei kleine Kinder und einen Hund, die mich beschäftigen. Außerdem finde ich beim Sport wie Skitouren oder in der Sauna Ausgleich.

Mein Weg war nicht geplant. Nach der Promotion entschied ich mich für den wirtschaftlichen Background mit einem Master an der ZHAW, was mich ins Gesundheitswesen und in die Beratung führte.

Daten ermöglichen durch Technologien wie KI oder Wearables Erkenntnisse, die heute kaum vorstellbar sind. Sie helfen, Krankheiten vorherzusagen, Prävention zu optimieren und Forschung zu revolutionieren.

Prävention wird eine größere Rolle spielen. Krankenkassen sollten innovative Modelle entwickeln, um Präventionsmaßnahmen in ihre Leistungskataloge aufzunehmen und langfristig Kosten zu senken.

Ja, präzisere Datenauswertungen ermöglichen es, den Erfolg von Präventionsmaßnahmen evidenzbasiert nachzuweisen und so ihre Bedeutung zu untermauern.

Ja, es gibt Ansätze wie Managed Care, bei denen Chroniker optimal unterstützt werden. Versicherungen erkennen zunehmend den Nutzen von Prävention und wollen diesen Bereich weiter ausbauen.

Ja, neue Berufe wie medizinische Datenanalysten werden entstehen, die medizinisches Wissen mit Statistik kombinieren. Jeder im Gesundheitswesen wird lernen müssen, mit KI und Daten zu arbeiten.

Diese Akteure haben Ressourcen, Technologien und Interesse am Gesundheitswesen. Sie nutzen Partnerschaften und Innovationen, um sich in diesem wachsenden Markt zu positionieren.

Der Gesundheitsmarkt wächst durch Alterung und Chronifizierung, bietet hohe Margen und Diversifizierungsmöglichkeiten. Technologieanbieter können ihre Expertise in Datenanalyse und Sensorik einbringen.

In der Schweiz haben US-Techfirmen wie Google oder Amazon größere Chancen als chinesische Anbieter wie Alibaba, da das Vertrauen zu US-Marken höher ist.

Regulierungen sind aktuell noch stark, könnten aber fallen. Lokale Server oder Kooperationen mit Schweizer Partnern könnten Vertrauen schaffen und den Marktzugang erleichtern.

Steigende Prämien könnten den Druck erhöhen. Sobald ein besseres, günstigeres Angebot existiert und Vertrauen geschaffen wird, könnte die Akzeptanz der Bevölkerung steigen.

Vertrauen, regulierte Datenkontrolle und verbesserte, günstigere Produkte könnten die Menschen überzeugen, solche Veränderungen zu akzeptieren.

Retailer haben durch ihre breite Präsenz und das Vertrauen der Kunden eine gute Position, um niederschwellige Gesundheitsdienstleistungen wie Diagnosen oder Impfungen anzubieten.

Ja, persönlicher Kontakt bleibt wichtig, besonders in der Pflege und Elderly Care. Medizinische Aufgaben könnten automatisiert werden, aber die menschliche Interaktion bleibt unverzichtbar.

Einige Apotheken sehen Kooperationen als Chance, andere als Bedrohung. Apotheken könnten sich stärker auf Beratungs- und Behandlungsaufgaben konzentrieren, statt nur Medikamente auszugeben.

Banken könnten neue Vorsorgeprodukte anbieten oder als Kapitalgeber auftreten. Vertrauen in Banken besteht bereits, was ihre Integration ins Gesundheitswesen erleichtern könnte.

Modelle wie Singapurs MediSave könnten interessant sein, wo Gelder für Gesundheitskosten gesammelt und flexibel genutzt werden können.

Viele denken langfristig und entwickeln Strategien, müssen aber parallel Herausforderungen im Tagesgeschäft bewältigen. Ein strategischer Plan für digitale Transformation ist essenziell.

Es braucht eine stärkere zentrale Regulierung, besonders in der Digitalisierung. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass zentrale Systeme erfolgreicher sind als rein marktgetriebene Lösungen.

Externe Akteure bringen Innovationen und können helfen, Kosten zu senken. Wenn Vertrauen, Technologie und Regulierung Hand in Hand gehen, wird der Wandel positiv sein.

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