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Stefan Lienhard – Ein Jahr Digital Health Center Bülach: Meilensteine und Visionen

78 Entwickeln Innovation Start-ups Digital Health: Innovationen und Trends Interprofessionelle Zusammenarbeit

Es ist nun etwas mehr als ein Jahr her, dass Stefan Lienhard in Zusammenarbeit mit einem Public-Private-Partnership-Netzwerk aus acht Mitgliedern – darunter Vertreter aus Spitälern, Start-ups, Versicherungen, Politik und Wissenschaft – das «Digital Health Center in Bülach» (dhc) eröffnet hat. Mittlerweile ist die Community auf 50 Mitglieder angewachsen, wobei Kernvision und Mission nach wie vor unverändert geblieben sind: Eine Plattform sowie ein physisches Zentrum für digitale Innovationen im Gesundheitswesen zu schaffen, worüber sich verschiedenste Akteure des Gesundheitswesens miteinander vernetzen können, um innovative Lösungen für die komplexen Herausforderungen des Gesundheitswesens gemeinsam voranzutreiben – eine Art Tinder für Digital Health könnte man fast sagen. Im Rahmen dieser Episode resümiert Stefan nun gemeinsam mit Alfred Angerer, welche der früheren Visionen bereits umgesetzt wurden, welche Herausforderungen auf diesem Weg auftraten und welche Erkenntnisse daraus gewonnen wurden. Abschliessend werden zudem spannende Zukunftspläne für das DHC skizziert sowie Annahmen, wohin die Reise in Zukunft führen könnte. Hören Sie in diese Folge und erhalten Sie spannende Einblicke in die vielfältigen Tätigkeitsbereiche und Angebote, die das DHC bereithält und darüber hinaus in die geplanten Entwicklungen für die Zukunft.

Weitere Informationen zum Digital Health Center können Sie unter www.digital-health-center.ch/ erfahren.

Fragen und Antworten

Ursprünglich komme ich aus dem Berner Oberland und wohne seit 23 Jahren in Zürich.

Seit 13–14 beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Digitalisierung vom Gesundheitswesen.

Meinen Ausgleich finde ich in den Bergen, am besten ohne Empfang.

Das DHC wurde im Februar 2022 eröffnet, kurz vor meinem letzten Besuch hier bei dir. Ich bin dort weitgehendst als Geschäftsführer allein tätigt. Es ist ein physisches Zentrum für Innovation rund um das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen, mit dem Ziel Firmen und Menschen in diesem Bereich zu vernetzen. Es hat auch eine Onlineplattform, jedoch funktioniert es am besten, wenn Menschen sich physisch treffen und so gegenseitiges Vertrauen aufbauen können. Mittels Fokus auf die Vernetzung und dem Wissen, wer was sucht bzw. wer etwas anbietet, können wir Partner zusammenbringen – Tinder für Digital Health.

Gegründet wurde der Verein von acht Initianten, mitunter vom Stadtpräsidenten der Stadt Bülach, Mark Eberli. Die Grundgedanken waren, wie solch ein Innovationszentrum funktionieren kann, ob es spannend für den Kanton ist und welche Themen sich dafür eignen. Das Ziel dahinter war, Grossfirmen mit Start-Ups und Lösungsanbietern zu verbinden. Jedoch fehlte hier die Branche, was der Kanton Zürich bei der Entwicklung des Gesundheitklusters im Kanton feststellte. Bei Gesprächen mit z.B. Helsana, der Hirslanden-Gruppe, IT-Firmen, wissenschaftlichen Partnern, Finanzierern oder Start-Ups klärte man, wie eine Digitalisierung im Gesundheitswesen effizient vorangetrieben werden kann. Daraus entstand dann kurz vor Covid die Idee vom DHC. Die Umsetzung von Idee bis zur Gründung ging rasch, was vor allem auch durch die grossen Partner wie Helsana, Hirslanden oder ZKB vorangetrieben wurde. Auf politischer Ebenen stiess das Projekt immer auf positive Resonanz und Unterstützung. 

Ich bin sehr stolz auf unser Tempo.

Ja, wenn wir das könnten. Wir arbeiten daran, aber es braucht alles Zeit, was du weisst aufgrund deiner Tätigkeit im Vorstand vom DHC.

Momentan mache ich es allein und es braucht viel Zusatzeffort von mir. Alles ist abhängig von den gesprochen Ressourcen. Es geht nicht immer alles so schnell voran, aber es entwickelt sich. Viele Probleme, die die Branche hat, wird auch das DHC nicht so einfach lösen können. Hier braucht es zukünftig sicherlich gesetzliche, teilweise fundamentale, Anpassungen.

Zur Gründungszeit waren es acht und nach einem Jahr sind wir auf etwa 50 Mitglieder gewachsen.

Ich denke, man hat sich initial für mich entschieden, da ich bereits bei der Einstellung ein interdisziplinäres Netzwerk mitbrachte. Mir war klar, wenn ich bestimmte Partner mitbringe, dann werden diese schnell aktiv und helfen mir bzw. bringen auch ihr eigenes Digital Health Netzwerk mit.

Dadurch konnten wir bereits sehr früh weitere Mitglieder gewinnen.

Mein Netzwerk konnte ich schnell überzeugen und sie sind bis heute weiterhin dabei.

Das DHC Bülach ist als Verein organisiert und verdient Geld über Mitgliederbeiträge und die Vermietung von Arbeitsplätzen. Es ist in drei Bereichen unterwegs, Innovation, Networking und Education.

Es gibt monatliche Networking Apéros, wo sich Mitglieder physisch treffen, austauschen und neue Teilnehmer kennenlernen. Dieses Format hat sich bereits weiterentwickelt, so gibt es anfangs zwei kurze Präsentationen oder Produktvorstellungen von unterschiedlichen Mitgliedern. Ein weiteres Ziel ist, die Leute virtuell zu vernetzen, was etwas zögerlicher vorangeht, wie eigentlich gewünscht. Beekeeper wird momentan als mobiles Intranet und Kommunikationsmedium zwischen den Mitgliedern eingeführt.

Ja. Die hybride Form ist zum Standard geworden; zu Hause, im Büro oder auch im DHC. Physische Events haben nach Covid wieder an Bedeutung gewonnen und man ist präsenter anwesend. Gespräche werden besser und gezielter genutzt.

Innovation und Education. Im Bereich Education startet man, indem man Webinare und Liveevents organisiert. Hier ist sicher die ZHAW zukünftig noch stärker gefragt. In den ersten 15 Monaten konnten bereits 35 Formate organisiert werden, wovon ich positiv überrascht bin. Dies waren Webinare, kurze Q&As, Workshops und Kongresse. Hier sehen wir, was die Branche bewegt und versuchen einen vollumfänglichen Blick zu haben. 

Der Bereich Innovation ist herausfordernder. Kleine Projekte sind bereits zustande gekommen, für grosse braucht es noch Zeit, damit sich dieses Angebot entwickeln kann. Hierfür ist ein gutes Branchenverständnis nötig – was hat es bereits auf dem Markt, wer bietet was an und wo hat es Lücken. Unser Fokus liegt momentan auf Start-Ups, denen wir eine Begleitung entlang der Gründung bis hin zur Vernetzung mit grossen Firmen bieten. Hier hat es bereits einige Erfolge. Der zweite Fokus liegt auf Firmen, die mit Herausforderungen und Fragestellungen aus dem Praxisalltag zu uns kommen sollen. Diese vernetzen wir mit Partnern aus unserem Netzwerk, damit sie gemeinsam Lösungen für die Probleme finden. Dieser Bereich ist noch ausbaufähig. Hier hat es Angebote im Bereich Digitalisierung und Innovation, Coaching und Consulting bei Strategiefragen oder auch Begleitung im Bereich DesignThinking, Prototyping und anderen neuen Arbeitsmethoden. Dies fehlt noch in vielen Gesundheitseinrichtungen.  

Ein Event mit vier Vortragenden, wo offen über fehlgeschlagene Projekte im Gesundheitswesen gesprochen wurde. Dies wurde gemeinsam mit Nicole Gerber von der ZHAW umgesetzt.
Es wurde humorvoll und sympathisch über diese Fehlerkultur gesprochen, was beim Publikum auf positive Resonanz stiess. Deswegen wollen wir daraus ein fixes Format machen.

Wenn man als einzelne Person startet, muss man das Feuer aufrechterhalten und alle begeistern, auch wenn es noch kein fertiges Produkt gibt und noch viele offene Fragen vorhanden sind.

Wir haben 50 Mitglieder, jedoch findet die Communitybetreuung bisher nicht so statt, wie ich mir das vorstelle. Dies war jedoch auch von Anfang an so geplant, dass der Fokus im Gründungsjahr nicht darauf liegt. Zuerst muss es gelingen, aus Partnern mit unterschiedlichen digitalen Reifegraden einen Verein zu formen und Vertrauen aufzubauen. Davon sind das zukünftige Bestehen und die Aktivität der Mitglieder abhängig. Als Geschäftsführer bin ich vorangegangen, aber das Aktivieren der Mitglieder heutzutage ist eine grosse Herausforderung. Dies zeichnet sich auch generell in der Gesellschaft ab, es braucht einfach Zeit.  

Momentan hat es vier Kategorien:

Platin – das sind vor allem die Initianten, was etwa 50 000 CHF im Jahr kostet.

Gold – für 15 000 CHF im Jahr.

Community – die momentan attraktivste Kategorie mit 30 Mitgliedern. Im Vergleich zu Platin und Gold hat es keinen Arbeitsplatz im DHC inklusive. Hier sind z.B. die Schweizerische Post bis hin zu Einzelunternehmer vertreten.
Start-up Pass – nur für Firmen, die nicht älter als drei bis vier Jahre sind.

Die Struktur muss noch vereinfacht werden. Die Preisgestaltung soll angepasst werden, alle sollen einen Arbeitsplatz inkludiert haben, sie sollen sich vernetzen können, an Events teilnehmen dürfen, Zugang zum mobilen Intranet haben und die ganze Infrastruktur nutzen können. Diese Kategorien haben sich bewährt, inklusive einer Gönnerschaft.  

Digital Health ist sehr breit. Es ist aber noch zu früh, um einem Fokus zu setzen. Das soll meiner Meinung nach erst nach etwa zwei Jahren geschehen. Momentan haben wir sehr viel Kompetenz im Bereich IT-Sicherheit, was ein sehr wichtiges und zentrales Thema ist. Datensicherheit und Datenschutz könnte in zwei, drei Jahren dann ein Thema sein. Im Gesundheitswesen schwebt dieses Thema über allem und wird bei uns nicht vergessen.

Durch einen Stillstand des Baus wurde der Termin für den Gebäudewechsel auf Juni 2024 verschoben. Zukünftig gibt es eine Backstube und Selbstbedienungsrestaurant, gesponsert von der Stiftung Wiesli, die auch Mitmieter bei uns ist. Es wird einen Eventbereich für etwa 250 Menschen geben. Der Bau wird auch etwas moderner und digitaler.

Nein. Es ist schön, wenn jemand schon von uns gehört hat und wir wollen die Allgemeinheit zukünftig involvieren, wozu es auch bereits ein Projekt gibt. Momentan liegt der Fokus jedoch in der Branche bekannt zu werden. Start-ups kennen uns noch zu wenig, wofür wir jedoch Partnerschaften haben, die wir zukünftig besser dafür nutzen wollen. Mir als Person liegt es jedoch auch nicht, Ideen zu verkaufen, die bis jetzt nicht bestehen. Ich verkaufe lieber Produkte, mit bereits bestehenden Dienstleistungen. 

Bei der Eröffnung vom DHC wurde ich nach meinem Ziel gefragt. Meine Antwort war, dass es in sechs bis zehn Jahren verschiedene Standorte vom DHC geben soll.

Anfang dieses Jahres kam eine Stadt auf mich zu und wollte wissen, ob ein Franchise möglich wäre bzw. ob wir mit Städten kooperieren. Es gibt jetzt Überlegungen, wie so ein Franchisekonzept funktionieren kann. Wahrscheinlich gibt es in diesem Jahr noch ein Pop-up des DHC an einem anderen Standort.  

Ab August 2023 gibt es eine Office-Managerin, was sicherlich zu einer besseren und engeren Betreuung der Mitglieder führt. Hierfür braucht es jedoch zuerst immer die finanziellen Mittel.

Ein weiterer Punkt ist ein Inkubator Programm, dass in Kooperation mit Tenity entstehen soll. Momentan gehen wir hier in Detailplanung, wie so eine Masterclass ausschauen kann und was es alles dafür braucht. Dies soll für die Start-Ups ein deutlicher Mehrwert sein und ein Grund, um uns zu kennen.

Entweder unter www.digital-health-center.ch/ oder googeln.

Damit die Branche zeitgemäss vorankommt, braucht es fundamentale Veränderungen, vor allem auf politischer Ebene. Schaffen wir es nicht das Gesundheitswesen grundsätzlich zu hinterfragen und anzupassen, dann kommt die Schweiz nie nach vorn im Bereich von Digital Health. Zentren wie das DHC können nur lokal dazu beitragen. 

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