In dieser Folge haben Alfred Angerer und Stefan Lienhard Michael Friedrich zu Gast. Er ist der CEO des Unternehmens Distalmotion, ein Spin-off der ETH Lausanne. Seine Leidenschaft ist die Medizintechnik, welche zur Geltung kommt, wenn er über das Projekt Dexter spricht – ein Chirurgie-Roboter, welcher für die Bereiche Bauch und Becken eingesetzt wird. Bisherige Roboter werden fern vom Patienten durch ÄrztInnen gesteuert. Dexter hingegen ist eine Hybridlösung, was bedeutet, dass der/die ChirurgIn nicht während der gesamten OP den Roboter steuert. Die Fachperson kann für die Aufgaben, wo der Mensch manuell direkt besser oder schneller arbeitet, den Roboter einfach zur Seite stellen und wie gewohnt operieren. Somit können die Kosten um den Faktor 3 reduziert werden. Diese spannende Digital Health Lösung befindet sich gerade noch in der Validierungsphase, um bald in der Praxis eingesetzt werden zu können.
Fragen und Antworten
Das Gründungsjahr war 2013. Michael Friedrich ist jedoch erst 2014 als Investor der zweiten Finanzierungsrunde zu Distalmotion gestossen. Eingesetzt wurde er als Geschäftsführer. Das Projekt an sich wurde aus einer Doktorarbeit der Ècole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) herausgeboren. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Chirurgie-Robotik neu gedachte werden müsste, damit sie echte klinische Relevanz erhält und die maximale Anzahl von Patientinnen und Patienten Zugang zu qualitativ hochstehender minimalinvasiver Chirurgie haben.
Aus den vorherigen Start-ups konnten zwei Learnings mitgenommen werden. Als erstes bereitet Unternehmertum extrem viel Spass. Es ist sehr intensiv aber auch sehr zufriedenstellend. Unternehmertum hält das Privileg inne, sich jeden Tag mit verschiedensten Themen zu beschäftigen. Als zweites ist der Unterschied zu nennen, ob ein neuer Markt aufgebaut und die gesamte Grundlagenarbeit mit Evidenznachweisen selbst finanziert wird oder ob in einen bereits existierenden Markt investiert und mit einer neuen Denkweise agiert wird, um die Relevanz zu erhöhen. Dieser Aspekt macht Distalmotion sehr interessant, da es sich um einen grossen Markt mit hoher Aufmerksamkeit von Kundenseite handelt. Dieser Markt bietet heute keine zufriedenstellenden Lösungen für Patientinnen und Patienten sowie die Gesundheitssysteme.
Es gilt hier zu präzisieren. Die Zulassung an sich und die Anforderungen des Gesetzgebenden sind absolut relevant. Produkte, die zu Patientinnen und Patienten gehen, müssen sicher sein und dürfen nur das tun, was sie auch sollen. Ansonsten entstehen Skandale mit Patientengefährdung. Kein Unternehmen mit Moral sollte sagen, dass das Verfahren aus kommerziellen Gründen abzukürzen ist. So wir Patientengefährdung in Kauf genommen. Der Schlüssel zum Erfolg ist in diesem Bereich die Gesetze effizient und intelligent in den Alltag zu implementieren. Auf diese Weise kann eine qualitative Produktentwicklung Bestandteil der Denkweise der Mitarbeitenden wird.
Die Evidenz bezieht sich hier auf klinische Daten und den Nachweis des effektiven Patientennutzens. Es geht darum, zu zeigen, dass die Ökonomie des Geschäftsmodells in der breiten Masse funktioniert. Dies erfolgt jedoch nach der Zulassung und dient dazu, die Chirurginnen und Chirurgen vom Produkt, den neuen Behandlungsabläufen und Evidenzen zu überzeugen. Dieser Teil ist sehr kostenintensiv.
Robotik ist ein sehr breites Thema. Der Fokus des Produkts liegt auf Operationen der Gynäkologie, Urologie und Allgemeinchirurgie. In diesen Bereichen gibt es zwei Möglichkeiten zu operieren. Einerseits die offen chirurgischen Methoden mit grossen Schnitten sowie langen Heilungszeiten und andererseits die minimalinvasiven Methoden mit mehreren kleinen Schnitten sowie speziellen Instrumenten. Daraus ergeben sich kürzere Heilungszeiten mit nachweislich weniger Komplikationen. Für das Gesundheitssystem entstehen so ebenfalls weniger Kosten. Die heutige Herausforderung ist minimalinvasive Eingriffe mit traditioneller Technik (Laparoskopie) durchzuführen. Die Anwendung ist sehr komplex und zeitintensiv, was es erschwert qualitativhochstehende Ergebnisse bieten zu können. Rund 200 Eingriffe werden benötigt, um in der Laparoskopie gut zu werden. Robotik hat gezeigt, dass diese komplexen Schritte vereinfacht werden können. Das heisst aber nicht, dass jeder laparoskopisch operieren kann und keine entsprechende Qualifikation benötigt wird. Jedoch reduziert Robotik erheblich die Lernkurve, was mehr Chirurginnen und Chirurgen erlaubt qualitativhochstehende minimalinvasive Chirurgie anbieten zu können. So wird diese Methode zu einer Therapieoption für alle Patientinnen und Patienten.
Die Lücke ist sehr gross, da der einzige Chirurgieroboter seine Herkunft in der remote surgery (battlefield-surgery) hat. Es handelt sich um den Da Vinci Roboter, welcher seinen Ursprung im US-Militär hat und nicht speziell für minimalinvasive Operationen vorgesehen wurde. Die Idee war, dass die operierende Person in den USA sitzt und die operierte Person überall auf der Welt sein kann. Dies entfernt die Chirurgin oder den Chirurgen von der Patientin oder dem Patienten und erzeugt den Zwang den gesamten Eingriff am Roboter durchzuführen. Daher sind diese Roboter nicht zweckmässig und sehr teuer. Die letzten 20 Jahre an klinischen Daten haben gezeigt, dass die Robotik primär im Bereich nähen und dissezieren hilft. Für andere Operationsschritte ist sie ein Overkill.
Mit Dexter wurde ein Roboter geschaffen, welcher nur in den relevanten Bereichen nähen sowie dissezieren eingesetzt wird und die Operierenden steril bleiben. So können die anderen klassischen Operationsschritte sofort von der Chirurgin oder dem Chirurgen durchgeführt werden. So entsteht ein hybrides Modell mit dem besten der Laparoskopie und der Robotik. Hierbei handelt es sich um die Lücke und somit um die Neuerung, welche Distalmotion aufgegriffen hat. In diesem Bereich ist das Unternehmen sechs Jahre später noch das einzige, aber mit entsprechenden Erfolgen. Chirurginnen und Chirurgen sowie Spitäler verstehen nicht, weswegen keine anderen Unternehmen diesen lösungsorientierten und pragmatischen Ansatz verfolgen. Nicht nur klinisch sondern auch ökonomisch ist dieser durch die Reduktion von Komplexität und Kosten überzeugend.
Hier ist der Ausdruck Robotik etwas zu futuristisch, Telemanipulatoren trifft es besser. Im Prinzip werden die Handbewegungen der Operierenden in allen Freiheitsgraden abgegriffen und innerhalb der Patientin oder des Patienten reproduziert. Das Instrument in der zu operierenden Person vollführt genau die Handbewegung, die die Operierenden am Handgriff ansteuern. Kein Schritt erfolgt autonom oder wird vom Roboter selbst getroffen. Das Reproduzieren der Handbewegung bringt den Vorteil, dass mit einem 8mm Loch in die Patientinnen oder den Patienten gehen kann und kein grosses Loch von 15cm benötigt, um mit den Händen hinein zu gehen.
Der Roboter besteht aus drei Teilen. Er beinhaltet unter anderem eine surgeon console (Chirurgen-Konsole), welche zwei sehr fortgeschrittenen Joysticks mit der Möglichkeit alle Freiheitsgrade abzugreifen besitzt. Zudem gehören zwei patient carts zum Roboter, welche direkt am Tisch bei der Patientin oder dem Patienten stehen. Sie reproduzieren die Bewegungen über Instrumente.
Die surgeon console ist ca. 1m breit und 80cm tief, also relativ kompakt. Die patient carts sind zwei kleine carts, welche ca. 1.60m hoch sind und mit einem Roboterarm über die Patientin oder den Patienten kommen und das Instrument greifen, um es zu führen.
Das Aussehen ergibt sich dann als Konsequenz aus der einfachen Funktionsweise. Distalmotion war es ein Anliegen Chirurgie-Robotik einfach zu erlernen und sicher zu betreiben ist. Das heisst, das Produkt muss in der Bedienung einfach gestaltet sein. Hier wurde viel Zeit unter anderem mit Chirurginnen und Chirurgen sowie OP-Teams investiert, um herauszufinden, wie ein solches Produkt funktionieren muss. Der Designaspekt ist nur das Resultat hieraus und somit kein Kaufkriterium.
Der Roboter wird eingesteckt, gestartet und nach 20 Sekunden ist er betriebsbereit. Er wird dann an die Patientin oder den Patienten positioniert und steril abgedeckt, dann kann Dexter klinisch eingesetzt werden. Damit er eingesetzt werden darf, müssen Chirurginnen und Chirurgen sowie OP-Teams geschult werden. Als Grundvoraussetzung müssen die Operierenden laparoskopische Erfahrung haben und wissen wie minimalinvasive Chirurgie funktioniert. So kann sich Distalmotion darauf fokussieren, die Nutzung eines neuen Tools in einem neuen Setting zu schulen. Die Schulungen erfolgen dann in cadaver labs, in denen an Leichen oder Schweinen geübt wird. Auch Chirurgiesimulatoren werden eingesetzt, um die Hand-Augen-Kordination zu schulen. Hiermit können ebenfalls die Skilllevels und deren Erreichung gemessen werden.
Dexter ist grundsätzlich ähnlich einfach zu bedienen wie eine Bohrmaschine. Er ist robust und nimmt das Konzept anderer Robotik auf. Der Schulungsaufwand ist hier sehr klein. Der grösste Schulungsaufwand liegt für die Chirurginnen und Chirurgen im Erlernen, wie mit den zusätzlichen Freiheitsgraden umgegangen wird. So können Dissektionsbewegungen viel effizienter ausgeführt werden. Es gilt, den operierenden Personen das gesamte Potential des Produkts aufzuzeigen.
Das ist ein Kernvorteil der Robotik. Es gibt nun die Möglichkeit durch Abwinkeln der Handgelenke und somit durch Abwinkeln der Instrumentenspitze alle Bewegungen durchzuführen, die gemacht werden könnten, wären die Hände wirklich in der Patientin oder im Patienten. Bei der Laparoskopie gibt es diese Möglichkeiten nicht, da die Instrumentenspitze starr ist. Es ist also sehr schwierig in alle Richtungen zu schneiden oder zu nähen.
Die grösste Herausforderung war das neue Konzept zu verfeinern und die Value Proposition wirklich zu schleifen, um eine relevante Positionierung zu erhalten. Die Instrumente,
welche bei Dexter eingesetzt werden, sind Einweginstrumente, die sehr günstig gebaut werden. So können neue Geschäftsmodelle wie Pay-per-Use angeboten werden. In diesen Bereichen werden technologische Grenzen verschoben und neue Wege beschritten.
Die restliche Entwicklung ist zwar anspruchsvoll, aber klassisches Engineering. Es müssen keine grundsätzlich neuen Prozesse oder Technologien für Dexter entwickelt werden. Die Schwierigkeit bestand darin, das Produkt nicht mit zu vielen Funktionen zu überladen. Das Produkt wird so meist komplexer gemacht als notwendig. Die Liste mit relevanten Funktionen wurde für Dexter sehr klein gehalten und beim Aufkommen neuer Ideen genau abgewogen. Das minimalistische Denken bei allen beizubehalten, war die grösste Herausforderung. Am Ende ist dies jedoch sehr zielführend und ökonomisch sinnvoll.
Dieses Feedback einzuholen, ist extrem wichtig und kann nicht auf Ansatz von theoretischen Ansätzen erfolgen. Die Kundschaft erhält konkrete Prototypen. Das hat zur Folge, dass Zeit in die Entwicklung von Prototypen investiert werden muss. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Prototypen zu testen. Eine ist das dry lab, in dem an einem Trocken-Setting im Büro getestet wird. Eine andere Variante ist an Schweinen oder Leichen zu testen. Es wird dann erprobt, zugehört und gefiltert. Dazu gehört, den effektiven Beweggrund eines Feedbacks zu verstehen. Oft ist nicht direkte Antwort der effektive Grund, sondern es muss weiter nachgehakt werden, um das wahre Problem zu erfahren. Nur dann kann ein Produkt entwickelt werden, welches wirkliche Probleme löst.
Zu Beginn waren drei Personen im Team. Erst im Jahr 2017 wurde das Unternehmen skaliert, da dann die Vision von Dexter klar war. Als eine der ersten Rekrutierungen wurde ein sehr erfahrenes und klinisch kompetentes Vertriebsteam aufgebaut. Dieses validiert mit dutzenden Ärztinnen und Ärzten sowie Spitalleitenden das Konzept von Dexter. Viele Chirurginnen und Chirurgen haben unterschiedliche Prototypen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien getestet und begleitet. Das echte Feedback ist hier sehr zentral. Mit einem Vertriebsteam, welches nicht nur verkaufen kann, sondern auch klinisch kompetent ist, muss Zeit in die Schärfung der Value Proposition investiert werden. Ohne das entsteht ein Mee-too-Produkt. Dem Team wird zudem verdeutlich, dass einer der grössten Kostenfaktoren die Opportunitätskosten sind. Wenn in eine falsche Richtung entwickelt wird, kann im Zweifel alles verloren gehen.
Ganz viel Feedback hatte diese Auswirkung. Zu Beginn waren die Prototypen rein mechanisch ohne Elektronik. Es wurde vermutet, dass die rein mechanische Bewegungsübertragung ausreichen könnte. In den labs wurde klar, dass durch die rein mechanische Übertragung Einschränkungen in der Positionierung der Patientinnen und Patient entstehen. Dadurch wurden die surgeon console und die patient carts getrennt und robotisiert.
Ein anderes Beispiel ist die Problematik der Wiederaufbereitung von robotischen Instrumenten. Traditionelle Robotik-Instrumente sind wiederaufbereitbar. Daraus ist die Idee entstanden, kostengünstige Einweginstrumente anzubieten, welche die Hygienebedenken aus dem Weg schaffen. Alles was Dexter heute ist, basiert auf konkretem und echtem Feedback der drei Stakeholder-Gruppen aus Operierenden, OP-Teams und Spitalleitenden.
Wichtig ist, dass Distalmotion Sinn in die Robotik bringt und allen Chirurginnen und Chirurgen ermöglicht qualitativhochstehende minimalinvasive Chirurgie als Therapieform anzubieten. Distalmation erzeugt eine neue Orientierung im Markt. Aus diesem Grund wurde nochmals Zeit invesitert, um die Positionierung von Dexter in zahlreichen Labs zu validieren. Auch die praktische Implementierung erfüllt nun die Value Proposition und trifft den Nerv der Zeit. Aktuell wird versucht die Zulassung zu erhalten, um dann in Pilotprogrammen die ersten Zentren auszustatten und an echten Patientinnen und Patienten zu arbeiten.
Distalmotion war sicherlich nicht traurig über die Verschiebung. Es handelt sich hierbei um einen wichtigen Entscheid für die gesamte Branche. Weiter muss es möglich sein, dass die Gesetzesumstellung erfolgt, sobald die zuständigen Stellen bereit sind nach den neuen Gesetzen Zulassungen durchzuführen. Durch die Verschiebung haben die zuständigen Stellen einen Zeitaufschub erhalten, um die Zulassung anschliessend nach den entsprechenden Gesetzen zu ermöglichen.
Indem Wert für die Kundschaft geboten wird. Praktisch erfolgt dies mit zwei Geschäftsmodellen. Das eine ist der traditionelle CapEx-Ansatz, bei dem der Roboter verkauft wird und ergänzend werden die Instrumente angeboten. Das Spital wird Besitzer des Roboters. Als zweites wird das neue pay-per-use Modell angeboten. Hierbei wird Dexter ins Spital gestellt und pro durchgeführter Operation ein Set an Einweginstrumenten gekauft wird. Das ist hochrelevant, da der Verkauf von Investitionsgütern an Spitäler einen langen Investitionszyklus mit sich bringen. Auf diese Weise ist ein schneller Markteintritt nicht möglich. Durch das pay-per-use Modell werden die Eintrittsbarrieren massiv gesenkt und Robotik kann als Standardmethode in die Kliniken aufgenommen werden.
Die Instrumente können grundsätzlich nicht wiederaufbereitet werden, ein erneuter und sicherer Einsatz auf weiteren Patientinnen und Patienten ist nicht möglich. Das Design erlaubt keine verantwortbare Art und Weise einer zweifachen Nutzung. Zudem sind in den Instrumenten RFID-Tags, die ausgelesen werden. So kann transparent dargestellt werden, was wann und wie benutzt wurde. Allfällige Missbräuche wären so erkennbar. Spitäler wollen ihre Reputation nicht riskieren, in dem sie Instrumente von einer Operation in die andere mitnehmen. Hier muss technisch nicht massiv eingegriffen werden.
Das ist ein Sideeffekt der Tags. Primär geht es darum, dass der Roboter weiss, welche Art von Instrument eingesteckt ist, um dieses entsprechend ansteuern zu können. Dennoch besteht die Möglichkeit, die Nachverfolgbarkeit anbieten zu können. Es hat aber zum Ziel zu erkennen, wie gut das Produkt eingesetzt wird oder ob Nutzungsfehler entstehen. So kann erkannt werden, ob die OP-Teams proaktiv begleitet werden sollen, um einen sicheren Einsatz zu gewährleisten.
Die Authentifizierung ist sicherlich ein Aspekt davon. Es kann so sichergestellt werden, dass es sich um die Instrumente von Distalmotion handelt. Es wurde ein hohes Niveau an technologischer Innovation betrieben, um die Instrumente auf einem Preisniveau herzustellen, bei dem die Frage des Herstellungsorts keinen echten Kostenvorteil erzeugt. Durch die Verlagerung in ein anderes Land kann durch stark optimierte Prozesse kein Vorteil erlangt werden. Aus diesem Grund gibt es keine Rechtfertigung für die Entstehung eines Graumarktes.
Eine Mindestbenutzung muss garantiert werden, um ein Gerät zu erhalten. Kosten entstehen nicht nur durch den Roboter, sondern auch durch Schulungen und klinischer Support. Hier muss es ein faires Commitment von allen Seiten geben.
Der ganz klare Vorteil der Robotik ist, dass bei einer Durchführung wie mit dem Dexter, sich dies in existierenden Vergütungsmodellen gewinnbringenden abbilden lässt. Mit einem Wechsel von remote surgery zu einem hybriden Ansatz und einem ausschliesslichen Einsatz des Roboters beim Nähen und Dissezieren können die Kosten für die Robotik soweit gesenkt werden, dass die existierende Rückvergütungsmodelle die Robotik abbilden. Dies wurde durch Distalmotion in Frankreich, Deutschland, England und der Schweiz validiert. Schlussendlich ist das Argument eine hohe Qualität anbieten zu wollen. Durch die Robotik können minimalinvasive Eingriffe auf bestmöglichem Niveau angeboten werden und die zusätzlich gewinnbringend.
Mit Dexter wird Robotik für die Kundschaft um den Faktor drei günstiger als heute. Durch diese massive Kostenreduktion werden die durch Robotik entstehenden Zusatzkosten in den DRGs bei mittelschweren und komplexen Eingriffen abbildbar. Für eine Blinddarm-Operation macht Robotik keinen sein. Bei komplexen Eingriffen mit komplexen Nahten und Dissektionen macht Robotik hingegen Sinn. Hier ist das Reimbursement Level ausreichend hoch, um die marginalen Zusatzkosten abzubilden. Bei vollrobotischen Systemen wie dem Da Vinci oder anderen neuen Challengers ist dies nicht möglich. Diese nutzen alle die alte Denkweise, dass die Robotik bei der kompletten Operation eingesetzt werden muss. Klinisch und ökonomisch macht dies jedoch keinen Sinn
Hier liegen noch nicht alle Daten vor. Die Arbeitshypothese ist jedoch, dass die Dauer gleich bleibt wie bei einem laparoskopischen Eingriff. Die Operationszeit verkürzt sich jedoch im Vergleich zu einer Operation mit dem Einsatz eines Roboters nach dem klassischen Modell. Beim traditionellen Einsatz muss der Roboter vor einem Eingriff eingerichtet und steril abgedeckt sowie vorbereitet werden. Hier entsteht zu Beginn Zusatzzeit. Am Ende entsteht durch den Abbau nochmals Zusatzzeit. Mit Dexter wird händisch bzw. laparoskopisch begonnen und gleichzeitig der Roboter aufgebaut. Zum Ende des Eingriffs wird Dexter typischerweise nicht mehr eingesetzt, da die komplexen Schritte in der Mitte der Operation stattfinden. Daher entfällt die Zusatzzeit für den Abbau nach der Operation, da dies parallel stattfindet.
Dexter wird als sehr wertvolles Produkt wahrgenommen, da er allen Abteilungen ermöglicht auf eine standardisierte Robotik-Technologie setzen zu können. Damit wird Schulungsaufwand reduziert. Durch diese Positionierung und der Kosteneffizienz wird überlegt, nicht nur einen Roboter für eine spezielle Disziplin zu verwenden. Es werden alle Operationssäle mit einer minimalinvasiven Ausstattung ebenfalls mit Robotik ausgestattet und so ein Upgrade durchgeführt. Auf diese Weise entsteht ein schnelles und breites Buy-in von Abteilungsleitenden, Operierenden und ökonomischen Fachpersonen der Spitalverwaltung. Der Verkaufsprozess und die Überzeugungsarbeit gestaltet sich somit sehr effizient.
Dexter wird als sehr wertvolles Produkt wahrgenommen, da er allen Abteilungen ermöglicht auf eine standardisierte Robotik-Technologie setzen zu können. Damit wird Schulungsaufwand reduziert. Durch diese Positionierung und der Kosteneffizienz wird überlegt, nicht nur einen Roboter für eine spezielle Disziplin zu verwenden. Es werden alle Operationssäle mit einer minimalinvasiven Ausstattung ebenfalls mit Robotik ausgestattet und so ein Upgrade durchgeführt. Auf diese Weise entsteht ein schnelles und breites Buy-in von Abteilungsleitenden, Operierenden und ökonomischen Fachpersonen der Spitalverwaltung. Der Verkaufsprozess und die Überzeugungsarbeit gestaltet sich somit sehr effizient.
Das ist nicht auszuschliessen. Sicherlich aber erst, wenn erste Erfahrungen gesammelt wurden und sich der Roboter etabliert hat. Wenn der Roboter zusätzlich gut aussieht, kann sicherlich damit geworben werden. Es kann auch für Patientinnen und Patienten interessant sein, zu erfahren, wie solch ein Roboter funktioniert und für was dieser eingesetzt wird.
Die beiden Apsekte passen sehr gut zusammen. Wir sind im Bereich der Medizin, in dem Produkte sehr hohe Qualitätsstandards erfüllen. Bei Distalmotion entstehen die Kostenvorteile nicht durch günstige Produktionsmethoden, sondern durch ein neues intelligentes Konzept. Das hybride Modell senkt die Kosten. Wenn Dexter statt in der Schweiz im fernen Osten produziert würde, entstünde immer die Frage, ob Dexter so günstig ist, da es sich um ein «Billigprodukt» handelt. Dies wäre eine fatale Frage für die Glaubwürdigkeit. Der Kostenvorteil von Dexter kommt also nicht vom Herstellungsland, sondern vom effizienten und intelligenten Design des Produkts. Der Nachweis, dass der Roboter in einem für Qualität bekannten Land hergestellt wird, hilft den Fokus auf den Inhalt statt der Kosten zu lenken. Die Kosten sind ein Nebeneffekt einer neuen Denkweise von Robotik
Distalmotion erlebt das komplette Gegenteil. Sobald Robotik und Dexter angesprochen wird, entsteht bei Chirurginnen und Chirurgen ein Konsens über die Relevanz für die eigene Arbeit. Zudem kann aufgezeigt werden, dass Robotik ökonomisch Sinn macht.
Anhand klinischer Daten von Operationen mit einer vollumfänglichen Durchführung durch den Da Vinci, zeigt sich, dass die Ökonomie hier oftmals unklar ist. Bei einer Konzentration der Robotik auf das Nähen und Disserzieren ist die Evidenzlage massiv besser und es gibt klare Antworten im Rahmen des Verkaufsgesprächs. Vieles der Grundlagenarbeit ist bereits erfolgt. Mit der Konzentration auf die richtigen Fragestellungen kann sehr stark auf Erfahrungen und Studien mit dem Da Vinci verwiesen werden. Ein führendes Spital in Deutschland hat mittlerweile aufgezeigt, dass massivste klinische und ökonomische Vorteile sogar bestehen, wenn die Kostenstruktur von einem Da Vinci angeschaut wird. Bei einer Übertragung auf Dexter ist dies nochmals besser.
Ja, es haben bereits ausgiebige Gespräche mit Chirurginnen und Chirurgen stattgefunden. Dies waren sowohl theoretische Gespräche als auch praktisch Orientierungen, um ein breites Feedback einzuholen.
Dies findet primär im deutsch- und französischsprachigen Europa sowie England statt.
Es kommt mehr auf die Operierenden an, als auf den Landeshintergrund. Distalmotion startet bewusst in den besten Zentren des Westens. Teilweise wird das Unternehmen von Chirurginnen und Chirurgen angeschrieben. Dies ist für den Medizintechnikvertrieb sehr ungewöhnlich. Der Ansatz erzeugt ein hohes Interesse, wodurch die Überzeugungsarbeit eher in den Hintergrund rückt. Durch die Kostenstruktur kann Distalmotion breiter expandieren und in Märkte gehen, die preissensitiver sind.
Im Moment geht es darum, die Bewegungsreplikation intelligent anzubieten. In Zukunft treten durch maschinelles Lernen gewisse Expertensysteme auf, die die Chirurginnen und Chirurgen mit zusätzlichen Informationen und einer zusätzlichen Entscheidungskompetenz unterstützen. In ferner Zukunft können gewisse Schritte durch eine Autonomie durchgeführt oder aktiv unterstützt werden können. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Denn sobald einem Roboter Entscheidungen übertragen werden, kommen nochmals neue Evidenz- und Haftungsthematiken auf. Der Roboterherstellende muss dann nachweisen, dass der Roboter Entscheidungen trifft, die zu jedem klinischen Zeitpunkt die besten sind. Die nächsten Entwicklungen werden immer noch die Fähigkeiten der Chirurgin oder des Chirurgen benötigen.
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