Im Gespräch mit dem Digital Manager, Stefan Lienhard, spricht Alfred Angerer über die neuen Technologien. Von AI bis Robotik – das Angebot ist riesig. Die Kunst liegt darin, die richtige Wahl zu treffen. Patienten und Mitarbeiter eines Spitals sollen einen nachhaltigen Mehrwert spüren. Wie man die richtige Wahl trifft und der Thematik am besten begegnet, hören Sie in dieser Episode.
Fragen und Antworten
Es ist in den letzten 5-10 Jahren schwieriger geworden, da massenhaft Nachrichten produziert werden und täglich neue Inhalte hochgeladen werden. Herrn Lienhard hat für sich diverse Branchen- und Technologie-Newsletter abonniert und folgt einigen Kanälen auf Socialmedia.
Mit Abonnements und die Einrichtung von RSS-Feeds, die direkt im Postfach landen, kann viel Zeit gespart werden. Für dieses Set-up und die dazu benötigte Recherche fällt ein hoher Zeitaufwand an. Für die Verarbeitung neuer Informationen braucht es einen halben Tag pro Woche.
Grundsätzlich sind diese Nachrichten interessant, um neue Ideen in ein Unternehmen zu bringen. Dabei gilt es ansprechende Nachrichten einem Quellencheck, wie bei News im Internet, zu unterziehen. Wurde die Publikation von einer Universität, einem Unternehmen oder einer Privatperson veröffentlicht?
Vorschläge kommen von allen Abteilungen im Unternehmen und auch von Mitarbeiterschaft die Veranstaltungen besuchen. Herrn Lienhard sieht es auch als Aufgabe seiner Position die Mitarbeiter zu ermutigen, Ideen im Unternehmen an der richtigen Anlaufstelle zu deponieren. Darunter gibt es gelegentlich kritische Stimmen, die gewisse Vorschläge bereits aus anderen Branchen kennen und sich fragen, warum diese noch nicht im Unternehmen implementiert wurden.
Spitalmitarbeiter machen den Link zu Fachgebieten wie Onkologie und Urologie in denen einerseits das Cybernife in der Strahlentherapie
eingesetzt wird und andererseits der Da Vinci Roboter, der bei einem Operativen Eingriff assistiert. Die Spitalmitarbeiter diskutieren auch über die Wirksamkeit und den medizinischen Outcomes von bereits etablierten Technologien. Gerade der Da Vinci Roboter ist in den Spitälern bereits weit verbreitet.
Die Technologie Roboter umfasst neben dem Operationsroboter ein riesiges Feld an Einsatzmöglichkeiten. So werden in Asien bereits Roboter in der Pflege für die Reinigung der Zimmer und in der Logistik eingesetzt. Auch Herr Lienhard spricht von den ersten Erfahrungen mit Robotern in der Schulthess Klinik.
Ein Roboter kann die Aufgaben einer Pflegefachkraft nicht übernehmen, aber er kann sie bei Routineaufgaben unterstützen. Interessant ist der Einsatz auch bei Aufgaben, die für die Mitarbeiter potenziell gesundheitsschädigend sind oder beim Löschen von Bränden.
Im Bereich der Reha werden Gelenke stundenlang durch eine Fachkraft mühsam bewegt. Der Einsatz von Robotern ist darum sinnvoll. Eindrücklicher sei der Einsatz von Robotern im Bereich Paraplegie und bei Rückenverletzungen. In der Therapie werden Patienten, die wieder lernen zu laufen, bereits von Robotern unterstützt.
Die Rede ist von kleinen Robotern, die eingenommen werden und in den Blutbahnen zum Beispiel Zellen reparieren. Es handelt sich allerdings noch um eine Spielerei. Denn der Einsatz solcher Nanoroboter ist bei Patienten mit Skepsis verbunden, da die Einnahme von technischen «Arbeitern» kaum vorstellbar ist.
Wearables sind Geräte, die einerseits am als auch im Körper tragbar sind. Die Anwendungen gehen über Schrittzähler und Smart Watches hinaus. Wearables können Sensoren, smarte Pflaster die Vitalwerte messen oder Büstenhalter zur Prävention von Krebs sein. Viele Anwendungen kommen aus dem Lifestyle-Bereich, um möglichst viele Daten über den eigenen Körper wie Schlaf oder Bewegung zu generieren.
Das EPD wird diese Problematik in der ersten Phase wahrscheinlich nicht lösen können. Es ist nicht geplant, dass ein Patient selbst generierte Daten im EPD integriert. Allerdings ist es vorstellbar, dass es in kommenden Phasen dafür Lösungen geben könnte.
Es darf nicht geschehen, dass Lösungen, die noch auf der Stufe Spielerei sind, nicht ernst genommen werden. Es wird dann spannend, wenn aus einer Spielerei ein Prototyp wird, die Fachseite hinzugezogen wird und daraus reelle Szenarien erarbeitet werden. Gerade im Fachgebiet Orthopädie ist es interessant zu messen, wie schnell ein Patient wieder mobil wird. Mit einem Schrittzähler könnte der Patient den Umfang seiner erbrachten Bewegung auf eine Plattform synchronisieren und dem Physiotherapeuten zur Verfügung stellen. Gepaart mit Telemedizin, müsste der Patient oder die Patientin seltener in die Klinik kommen und kosten könnten eingespart werden
Solche Anwendungen werden bereits in der Weiterbildung gebraucht, um Operationsszenen nachzuahmen oder um das Zusammenspiel bei einer Notsituation zu verbessern. Dabei sollen Ärzte in eine reelle Situation versetzt werden und so auf Hektik oder Ablenkung sensibilisiert werden. Es ist auch denkbar VR in der Angsttherapie einzusetzen oder um Patienten mit fiktiven Welten zu beruhigen.
Mit AR kann prinzipiell das Patientenzimmer der Zukunft geplant werden. Der Raum, die Einrichtung und die Funktionalität können somit virtuell aufeinander abgestimmt werden. AR hilft somit Fehler in der Planung von teuren Spitälern zu minimieren und bietet die Möglichkeit Prozesse bereits vor der Fertigstellung auf die praktische Anwendung zu prüfen.
Den Mehrwert, der Herr Lienhard für die Schulthess Klinik sieht, sei, dass man eigene Daten und auch Daten aus internationalen Datenbanken poolt und man sich die Technologie AI zu Nutze macht, um Daten auswerten und interpretieren zu können
Eines der grössten Risiken ist, dass man durch den Einsatz dieser Technologie unklare Aussagen generiert und dadurch Ängste verschärft. Die Kontrolle über das was der Computer macht und ausrechnet, ist ein riesiges Thema und darum auch heikel, weil es im Gesundheitswesen um Leben und Tod gehen kann. Dies erklärt auch die Vorsicht eine solche AI-Technologie einzusetzen.
Als erstes ist es wichtig sich eine Übersicht über die eigenen Interessen zu verschaffen. Es gibt dafür etliche Plattformen, die dafür genutzt werden können. Die Welt der neuen Technologien ist ein spannendes Feld, mit viel Bewegung. Einige Anwendungen sind bereits erhältlich und es gibt einige Start-ups, die auf der Suche nach Partnern sind. Weiter soll man sich von der Presse nicht blenden lassen, sondern Quellenchecks durchführen, Themen mit Arbeitskollegen besprechen und auch Fachbereiche in die Diskussion einbeziehen.
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