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Sieglind Schubert – Sollte ein Spital seinen eigenen TV-Sender haben?

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Sieglind Schubert ist studierte BWLerin mit Schwerpunkt Marketing und Inhaberin von i-KIS, einem Schweizer TV-Anbieter für Infotainment im Spital. Ihr Unternehmen bietet Spital-TV als Medium mit Wohlfühlcharakter an, das eigens für PatientInnen im Spital gemacht ist. Neben einem klassischen und attraktiven Sendeprogramm haben Spitäler über diesen Sender zudem die Möglichkeit, interne Inhalte zum Aufklären, Ablenken und Informieren zu streuen und möglichst viele PatientInnen zu erreichen. Als KundInnen und KonsumentInnen werden diese dabei auf spannende Weise mit ihren Fragen und Erwartungen abgeholt und auch ihre Zufriedenheit kann dadurch gesteigert werden.

Hören Sie in diese Podcast-Episode und erfahren Sie mehr darüber, warum es sich als Spital lohnt, einen eigenen TV-Sender zu haben und wie diese Art der digitalen Kommunikation funktioniert.

Fragen und Antworten

Spital-TV ist das Medium mit Wohlfühlcharakter und der TV-Sender, der eigens für Patientinnen und Patienten gemacht wurde.

Das Leben ist durch Zufälle geprägt. Nachdem Abbruch der ersten Lehre zur kaufmännischen Angestellten nach dem Abitur führte Sieglinde Schubert der Weg in die Zeitungsbranche. Der Verlag hat englische Publikationen herausgegeben und für das Handelsblatt in Deutschland geschrieben. Dadurch sind viele Kundenkontakte entstanden. Zusätzlich merkte sie, dass ihr das vermarkten von Produkten lag, weswegen sie die Betriebswirtin in Marketing absolvierte. Mit dem Wandel von der analogen zur digitalen Welt entstand ein thematischer Wechsel hin zu Marketing und ins Gesundheitswesen. Die direkte Patientenkommunikation hat noch einige Zeit benötigt, bis diese wirklich in den Spitälern etabliert war.

Ja, seit einigen Jahren werden die Patientinnen und Patienten nicht mehr als solche gesehen. Sie nehmen die Stellung von Kundinnen und Kunden ein. Die Erwartungshaltung der Patientinnen und Patienten ist enorm gestiegen.

Sieglinde Schubert lernte das Thema Pateinten-TV in ihrer Zeit in Stuttgart kennen. Das Medium Fernsehen trägt eine gewisse Faszination mit sich. Viele Spitäler hatten damals einen grossen TV für alle Patientinnen und Patienten in einem Zimmer. Hier gab es natürlich untereinander Diskussionen, was nun für ein Programm laufen soll. Fernsehen stellt ein Medium dar, mit dem Informationen an eine breite Masse kommuniziert werden kann. Dies kann auch für Informationen der Spitäler genutzt werden. Zusätzlich kommt die technische Entwicklung hinzu.

Die Patientinnen und Patienten nehmen dies zunächst anders wahr. Nach Betreten des Zimmers wird sich eingerichtet. Mit der Modernisierung der Spitäler in den letzten Jahren hat fast jedes Haus ein modernes bedside Terminal mit Multimedia. Dieses Terminal nachdem Einrichten meist zu erst eingeschalten. Hierbei bekommen die Patentinnen und Patienten automatisch Kontakt zu Patienten-TV.

Die Erwartungshaltung für Patientinnen und Patienten ist sehr wichtig. Es handelt sich um eine Zusatzleistung, die gratis zur Verfügung gestellt wird. Der spitaleigene Fernsehsender ist in der Regel gebrandet. Der Bezug zum Spital sollte hergestellt werden. Idealerweise liegt der Sender zudem auf dem ersten Sendekanal.

Es ist ähnlich, auch wenn beides nicht mit einander zu vergleichen ist. In Hotels handelt es sich mehr um eine Schleife mit Informationen, die sich wiederholen. Bei Spital-TV handelt es sich um einen tatsächlichen Sender mit Spielfilmen, Dokumentationen oder News. Die Inhalte sind jedoch zielgerichteter auf bewährtes Programm. Das Medium wird am Tag lang genutzt und das Spital bietet zusätzliche Informationen über diesen Kanal. Dies können Neujahrsansprachen, Informationen, Aufklärungen oder ähnliches sein.

Es ist ein Marketing Medium, das in die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten eingebunden werden kann. In kaum einem Medium können gleichzeitig so viele Personen erreicht werden. Zudem sorgt ein solcher Kanal für Transparenz. Standardfragen können über solch einen Kanal abgesendet werden. Dies dient dazu das Vertrauen in ein Spital zu erhöhen.

Dies zeigt sich ganz unterschiedlich. Das Klischee der Damen und Herren in weissen Kitteln haftet noch an. Viele geben gerne Inforationen zum Ablauf. Der Content wird oftmals von i-Kis in Kooperation produziert. Die Angst vor der Bindung zu vieler Ressourcen für solch einen Kanal besteht aber immer noch. Tatsächlich kümmert sich i-Kis mehrheitlich um alles von der Technik bis um Inhalt.

Auch hier hat ein Wandel stattgefunden. Vor einigen Jahre war der Tenor negativer. Für ein Spital stellen die Patientinnen und Patienten nun die primäre Zielgruppe dar. Solche Kanäle werden nun als Hotellerie Leistung gesehen.

Das ist sicherlich denkbar. Es gab bereits Anfragen in solch eine Richtung. Der klassische TV-Sender wie er angeboten wird ist grundsätzlich für alle Patientinnen und Patienten verfügbar. Grundversicherte Personen müssen für das bediside Terminal jedoch oftmals selbst aufkommen und halbprivat- und privatversicherte nicht. Die Grundversicherten machen weiterhin die deutliche Mehrheit aus. Wenn der Kanal gratis ist, macht dies noch einen weiteren Grund aus, um das Programm tatsächlich anzuschauen.

Es gibt unterschiedliche Modelle. In manchen Häusern wird keine Werbung gezeigt. Der gesamte Kostenfaktor geht dann an das Spital. Andere Häuser setzen auf eine Finanzierung aus regionalen Werbebeiträgen zur Finanzierung. Diese Beiträge unterscheiden sich aber stark von der klassischen Werbung. Es handelt sich oftmals um kleine ansässige Unternehmen, die ihre Informationen und Botschaften den Patientinnen und Patienten ans Bett bringen. Die Reaktionen seitens Patientinnen und Patienten sind oftmals sehr positiv. i-Kis schenkt dem Spital bei Installation des Kanals zudem den ersten Film in Form eines Imagefilms über das Spital.

Zunächst müssen die Botschaften, der Drehort sowie die Protagonistinnen und Protagonisten klar sein. Anschliessend wird ein kleines Storyboard erarbeitet. Der Prozess ist der klassische Ablauf eines Videodrehs. i-Kis kommt dann vor Ort und produziert den Film. Der Film kann vom Spital auch für weitere Zwecke verwendet werden.

Es ist grundsätzlich zügig umsetzbar. Jede beteiligte Person ist hierbei relevant. i-Kis ist sehr flexibel im Ablauf und orientiert sich am Alltag im Spital. Ein Film kann zwischen sechs Wochen und drei Monaten in Anspruch nehmen.  

Es gibt beides. Viele Mitarbeitenden entdecken ihr Talent zur Schauspielerei bei solch einem Dreh. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Seriosität nicht zu sehr vernachlässigt wird. Alles Authentische und Sympathische wird von den Patientinnen und Patienten gut aufgenommen. Es gilt abzuwägen, was passend ist.

Grundsätzlich gilt, solang keine Beschwerden kommen ist alles gut. Dennoch ist es hin und wieder gut auch Beschwerden bzw. Feedback zu erhalten. Während der Pandemie hat Fernsehen eine immense Wichtigkeit erhalten. Für die Psyche von Patientinnen und Patienten im Spital zu Zeiten von Besuchsverboten war dies ein positiver Faktor. Zudem konnte die Pandemie nochmals dazu beitragen, das Medium neu zu entdecken. Als Beispiel wurde in einer Rehaklinik das durch Corona nicht mehr durchführbare Behandlungsprogramm über das Medium Fernsehen ausgestrahlt.

Ja, die Auswahl wird darauf angepasst. Selbst nachts läuft ausgewähltes Programm. In die Auswahl kommen keine Filme mit «sex, drugs and rock ’n’ roll» oder sehr blutige sowie dramatische Filme. Es ist ein anderes Fernsehen als daheim.

TV wird nicht aussterben. Der spitaleigenen Sender kann sich insofern Wandeln, als dass das Angebot einer mobilen Verfügbarkeit auf Smartphone und Tablet entsteht. Die Monitore werden sicherlich auf die lange Sicht grösser. Für die nächsten fünf bis zehn Jahre wird TV nicht aussterben. Auch für junge Personen ist das Schauen von Sendungen auf einem normalen Fernseher Gewohnheit, insofern diese nicht unterwegs sind. Die Interaktivität wird sicherlich eine der neuen Herausforderungen sein.

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