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Matthias Spühler – Digitalisierung mit heyPatient

33 Steuern Kommunikation Entwickeln Innovation Vertrieb Marketing Strategie Start-ups Leistungerbringer Spitex Alters- und Pflegeheime Rehaeinrichtungen Arztpraxen Spitäler Digital Health: Innovationen und Trends Patientenzentrierung

Matthias Spühler ist Gründer und CEO der Schweizer Firma heyPatient, Partner der Beratungsfirma eleveneye, Mitorganisator der Digitaltage in Winterthur und sitzt zudem im Vorstand der Borderfree Association. Seine vielfältigen Erfahrungen im Bereich der Digitalisierung teilt er in dieser Episode passioniert mit seinem Gastgeber Alfred Angerer und gibt dabei Einblicke, wie Digitalisierung die Patient Experience verändern kann. Mit seiner Firma heyPatient setzt er sich zum Ziel, die Interaktion von PatientInnen und FachexpertInnen zu verbessern und ist diesbezüglich auch schon sehr erfolgreich beispielsweise mit dem Kantonsspital Baden. Matthias Spühler berichtet, wie er selbst durch eine persönliche Erfahrung zu der Idee von heyPatient gekommen ist, wie er und seine KollegInnen diese Idee innerhalb von 6 Monaten umgesetzt haben und wie sein Produkt funktioniert.
Hören Sie in diesen Podcast, um noch mehr über heyPatient zu erfahren und darüber, was sich hinter den Digitaltagen in Winterthur verbirgt.

Fragen und Antworten

Diese Tage gibt es in der gesamten Schweiz und sie werden von Digital Switzerland organisiert. An diesem Tag oder diesen Tag wird dem breiten Publikum die Digitalisierung nähergebracht. Winterthur war dieses Jahr das erste Mal mit dabei. Hier wurde ein Plantoid aufgebaut. Dabei handelt es sich um einen Baum mit der Möglichkeit zur digitalen Interaktion.

Es ist ein spielerisches Kunstobjekt. Mit dem spielerischen Aspekt entsteht die Freude sich mit solchen Themen zu beschäftigen und etwas dazu beizutragen.

Noch nicht alle sind voll digital und wollen dies auch noch nicht. Um die breite Bevölkerung anzusprechen bietet sich daher der physische Kontakt an. Die Digitalisierung ist nicht Selbstzweck. Sie hilft dann, wenn der reale Raum weiterentwickelt wird.

Es war schön, dass trotz des virtuellen Raums diskutiert wurde und Interaktionen aufkamen.

Zur Ergänzung wurden Videoaufnahmen der Interviews gemacht. Hieraus sind tolle Aufnahmen entstanden, die nun weiterverwendet werden können.

Diese Themen kommen immer mehr auf. Das Gesundheitswesen besteht aus unterschiedlichsten Elementen wie Leistungserbringern. Hier wird immenses Potential gesehen.

Auf der anderen Seite sind Versicherungsunternehmen, die bereits voll digitalisiert und hoch optimiert sind. Auch die Interaktion mit den Kundinnen und Kunden ist teils bereits stark digitalisiert.

Die Patientinnen und Patienten stehen derzeit dazwischen. Die digitale Interaktion mit dem Gesundheitswesen ist noch sehr holprig.

Das war nicht der Fall, insbesondere beim Plantoiden nicht. Beim physischen Event wäre die Wahrscheinlichkeit vermutlich höher gewesen.

Aus persönlicher Sicht ist dies ein wichtiges Thema um die Gesellschaft weiterzuentwickeln.

Digital Winterthur ist ein Verein zum Zweck der Repräsentation der vielen verschiedenen Unternehmen aus diesem Bereich. Die Digitaltage dienen diesem Zweck und der Verein soll hier finanziell selbsttragend agieren.

Als nächstes wird im Frühjahr der Digitaltag in physischer Form nachgeholt. Dies war ein grosser Wunsch der Sponsorinnen und Sponsoren.

Ja, hier gibt es ambitionierte Ziele auch für den Plantoiden. Es gibt verschiedene Ideen und Visionen wie dieser weiterentwickelt werden kann. Eine Idee ist die Bereitstellung und Vernetzung mehrere Plantoiden an den verschiedenen Standorten der Digitaltage.

heyPatient löst das Problem der digitalen Interaktion zwischen Patientin oder Patient und dem Gesundheitswesen. Insbesondere die Spitäler werden hierbei angesprochen. Der Auslöser war das Vielfache ausfüllen von Dokumenten auf Papier bei einem Spitalbesuch.

Eine patientenzentrierte App ermöglicht die Interaktion mit den Leistungserbringenden digital zu halten.

Dies beginnt bereits mit der Möglichkeit zur Dokumentation auftretender Beschwerden. Die App bildet den gesamten Healthstream in digitaler Form ab und inkludiert sowohl Selbstmedikationen als auch die Versorgung durch ambulante und stationäre Leistungserbringende. Personalisierte Medizin nimmt diesen digitalen Healthstream als Grundlage.

Der Beginn war ein elektronischer Prototyp und das Einholen von Feedback verschiedenster Personen. Mit Spitälern wurden zusätzlich Workshops abgehalten. Die Idee wurde zunehmen bestärkt und konkretisiert, bis hin zur Unternehmensgründung und Markenregistrierung.

Das Kantonsspital Baden war Teil eines Piloten und hat dieses Jahr die digitale Anmeldung in ihr bestehendes Patientenadministrationssystem integriert sowie in Betrieb genommen.

Es war ein Prototyp vorhanden und heyPatient war bereits bekannt. Ausschlaggebend ist nicht die Technik, sondern das Vertrauen, dass das Unternehmen die entsprechenden Kompetenzen besitzt. Dies kann bei den einzelnen Personen beispielsweise aus früheren Positionen oder Kooperationen resultieren.

Hilfreich ist zudem ein gemischtes Team zur Reflektion aller Anspruchsgruppen. Das heyPatient Team besteht aus einer Ärztin, einem Informatiker sowie zwei Consultants.

Als letztes ist die Geschwindigkeit relevant. Zwischen Prototyp und Go-Live liegt bei heyPatient ein halbes Jahr.

Dies ist insbesondere dem Technologiepartner zu verdanken. Dieser ist auf genau solche Ventures spezialisiert. In den nächsten Phasen soll heyPatient weiterentwickelt und etabliert werden.

Das zweite Punkt sind die Partnerfirmen, die die Integration in die Patientensystem vollzogen haben. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Firmen ist im Gesundheitswesen wichtig.

Zusätzlich war es möglich sich in Hinblick auf den Datenaustausch an internationalen Standards im Gesundheitswesen wie HL7 FHIR zu orientieren. Die Datenmodelle und Use-Cases sind an diese Standards angelehnt und ermöglichen so die einfache Nutzung von Standardschnittstellen.

Das Spital Baden besitzt ein Health-Innovation-Hub, mit welchem direkt eine Kooperation entstanden ist. Dies ist jedoch nicht selbstverständlich. Mit dem Nachweis, dass das Produkt funktioniert, werden jedoch derzeit sämtliche Spitäler angefragt, um weitere Kundschaft zu generieren.

Zunächst muss sich mittels Suisse-ID in der App angemeldet werden, da es für Spitäler essentiell ist sicher zu wissen, mit wem interagiert wird. Anschliessend kann sich bei den Lieblingspartner vorbehaltlich ohne Notwendigkeit einer Erkrankung registriert werden. Dies generiert eine Patienten-ID. Im Fall einer Erkrankung oder eines Notfalls findet die Aufnahme und Übermittlung der notwendigen Daten nun über zwei Klicks statt und Wartezeiten werden vermieden.

Ja, das ist ein sehr guter Punkt. Viele Leistungserbringer wollen ihre eigenen Apps haben und diese mit weiteren Funktionen wie der Bedienung der Jalousien ausstatten. Nur dafür wird eine solche App jedoch nicht genutzt. Es muss eine leistungserbringerübergreifende Lösung mit Patientenzentrierung bereitgestellt werden. Hier setzt heyPatient an. heyPatient integriert weitere Funktionen wie das digitale Bestellen von Medikamenten in die App. Auf diese Weise wird ein Vorteil für das alltägliche Leben generiert und heyPatient zum Healthcompagnon. Dies erweitert den Nutzerkreis.

Es gibt wahrscheinlich immer viele verschiedene Möglichkeiten dieser Lösung. Das Bedürfnis ist in der Gesellschaft vorhanden. Der Erfolg wird kommen, wenn der Fokus auf die Patientenzentrierung und eine 360°-Sicht auf den Menschen und seine Bedürfnisse erfolgt. Die Interaktion mit dem Gesundheitswesen muss schlussendlich dieselbe Einfachheit wie eine Bestellung bei Amazon aufweisen. heyPatient setzt hier an, es wird aber sicherlich nie die einzige Lösung bleiben bzw. werden.

Die Leistungserbringenden zahlen für den Anschluss an heyPatient, da durch die elektronische Anmeldung Arbeit in Form von Übertragung von Papier ins System eingespart wird. Der Prozess wird so einfach, schneller und frei von Medienbrüchen. Zudem fallen den Leistungserbringenden bei Patienten-Aufgeboten per Papier ca. CHF 35 Kosten, beim digitalen Aufgebot sind es nur ca. CHF 5. Durch diese Einsparung leistet heyPatient einen Beitrag für das Gesundheitswesen.

Bis jetzt nicht. Durch die zu Beginn geführten Interviews mit Menschen auf der Strasse wurde eine Bereitschaft deutlich, bis zu CHF 10 pro Monat für solche eine Lösung auszugeben. Kostenlose Lösungen sind oftmals minderwertiger oder es wird mit Daten «bezahlt».

Langfristig wird eine Premium-Version von heyPatient mit Zusatzfunktionen entwickelt, für welche dann auch von Nutzerinnen und Nutzern Geld verlangt wird.

Es gibt viele Variationen von Healthapps. heyPatient bringt vor allem eine Integration und einfache Anbindung für die Leistungserbringenden mit sich. Der Nutzen liegt bei den Leistungserbringenden. Eine solche App muss einen Business-Case mit sich bringen und für eine Partei eine Kostenreduktion beinhalten.

Auf der Userseite ist es gut, dass viele Variationen bestehen. Hier gibt es teils von Medizinproduktherstellern Apps zu den entsprechenden Produkten. Solche Apps wird heyPatient nie selbst aufsetzen können, da diese zu produktspezifisch sind. Die Integration dieser App in die heyPatient-App bietet sich hingegen an und stellt das grundlegende Konzept dar.

Die Familien-Funktion kann unter anderem in Notfällen hilfreich sein, wenn die Partnerin oder der Partner üblicherweise die Versicherungsdaten des Kindes hat und die Krankengeschichte besser kennt. Dies kann sich aber ebenfalls auf die erweiterte Familie mit nahen Angehörigen, älteren Nachbarn, Grosseltern usw. beziehen.

Eines der inhaltlichen Elemente ist die Erhöhung des Nutzens für die Userinnen und User mittels Medikamentenbestelloption. Hierzu wird eine Partnerschaft mit einer Apothekenvereinigung aufgebaut.

Zudem kommen Payment-Funktionalitäten hinzu, beispielsweise kann in Baden künftig auf der Geburtenabteilung direkt ein Familienzimmer gebucht und bezahlt werden.

Die nächsten Funktionalitäten sind vorbereitende Checklisten und Fragebogen aus dem klinischen Bereich.

Es gibt verschiedene Stellen je nach Grösse der Leistungserbringenden und Spitäler. Ein Beispiel sind Austrittsberichte im Rahmen einer spitalinternen Verlegung in eine andere Abteilung. Der neuen Abteilung liegen nur die Informationen aus dem Bericht vor und keine weiteren Angaben zu Medikamentierung oder ähnlichem. Innerhalb des Leistungserbringenden zeigt sich noch viel Potential, welches aber teils auch schon genutzt wird.

Weiter sind die Schnittstellen zwischen den Leistungserbringenden ausbaufähig. Hier sollte das erneut verschobene elektronisches Patientendossier (EPD) ansetzen. heyPatient möchte kein Ersatz für das EPD sein, sondern darauf ansetzen.

Der Ring stammt von einem Start-up aus Finnland und ist die zweite Generation. Dieser registriert Herzschlag, Schlafrhythmus, Aktivitäten sowie die Herzschlagvariabilität. Aus all diesen Daten wird der Readiness Score errechnet. Der Score kann zur Selbstoptimierung genutzt werden. Die Daten sind immens und es können Auswertungen gefahren werden. Anhand der Langzeitdaten können bestimmte Effekte ausgelesen werden.

Nein, zumindest im eigenen Fall nicht. Es nützt mehr, um den eigenen inneren Schweinehund zu überwinden.

Genauso persönlich wie die Gesundheit ist auch dieser Ring. Neu sind Elemente mit Meditationsübungen, die registriert und dokumentiert werden. Dies ist nachweislich gesundheitsförderlich. Schlussendlich ist eine persönliche Optimierung, die vielen helfen kann sich der eigenen Gesundheit bewusst zu werden.

Diese Gefahr besteht natürlich, sie ist aber bereits heute da. Gewisse Versicherer integrieren solche Tools bereits mittels Boni auf Prämienabrechnungen. Es stellt sich die Fragen, ob gesunde Personen für die eigene Gesundheit belohnt werden sollen.

Wenn Menschen sich durch solche Tools der Selbstverantwortung bewusstwerden, hat es einen guten Einfluss.

Ja, Chips bieten eine grosse Chance. Gedanken könnten projiziert und visualisiert werden. Aber schlussendlich kommt es auf den Umfang an. Themen sind in diesem Bereich auch die Angreifbarkeit solche Tools. Das Bewusstsein für den Umgang mit Daten muss hier gestärkt werden.

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