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Alfred Angerer – Der Digital Health Report 21/22: Die Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens

50 Steuern Regulierungen Kommunikation Entwickeln Innovation Vertrieb Forschung Marketing Strategie Start-ups Leistungerbringer Spitex Alters- und Pflegeheime Rehaeinrichtungen Arztpraxen Spitäler Digital Health: Innovationen und Trends Management im Gesundheitswesen Elektronisches Patientendossier (EPD)

Zum Anlass der Jubiläumsfolge haben sich Alfred Angerer und Stefan Lienhard heute etwas ganz besonderes überlegt. So geben die beiden nicht nur einen ganz spannenden Überblick im Bereich Digital Health, sondern platzieren Alfred von seiner gewohnten Rolle als Moderator in die des «Gastes». Grund ist die aktuelle Ausgabe des Digital Health Reportes, welcher unter anderem unter Alfreds Federführung entstanden ist und über dessen Inhalte der Autor die Neugier der Zuhörenden weckt. So werden beim aktuellen Digital Health Report Themen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. «Was waren die grössten Ereignisse im vergangenen Jahr (z.B. Covid und EDP)?», «Was ist der State of the Art im Jetzt und von welchen Best Practices z.B. im Bereich Start ups können wir etwas lernen?» und «Welche Trends und Prognosen können wir für die Zukunft erwarten (z.B. eMedikation, Telemedizin etc.)?» sind nur einige von vielen Fragen, die Alfred und sein Team im Report beantworten.

Hören Sie diese 50. Podcast-Episode und tauchen Sie ein in die Welt der Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens. Hier erfahren Sie mehr zur übergreifenden Auswertung vorhandener Studien und einer Befragung von rund 20 Digital Health Expertinnen und Experten.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns, wenn Sie den Report in der Digital Collection der ZHAW abrufen!

Fragen und Antworten

Alfred ist Mexiko geboren, ist jedoch österreichischer Staatsbürger. Er und seine Familie sind ansässig in Winterthur und seit 12 Jahren ist er schon Dozent an der ZHAW. Im Jahr 2010 wurde das Fach Operation Management im Gesundheitswesen an der ZHAW neu eingeführt. Mit der Aufgabe dieses Fach neu aufzugleisen, wurde das Thema Lean in Hospitals sein Steckenpferd.

Als Fachhochschule haben wir den Auftrag Wissen zu generieren und dieses zu publizieren. Erstmals kam die Idee zustande, da wir unser gesammeltes Wissen weitergeben wollten. 2017 entstand der erste Digital Health Report. Die Idee ist vor Allem gesammeltes Wissen zu bündeln das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen verständlich darlegen zu können. Bei der Sucheingabe in Google erschien der Digital Health Report al erstes. So wurde der Report schnell bekannt. Im Jahr 2019 erschien der Report mit der Ausrichtung auf der strategischen Ebene. Ausserhalb des Reports erscheinen immer wieder kleinere Infografiken über die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Das Wichtigste am Digital Health Report ist ein Themenüberblick zu geben. Wir filtern die Informationen und geben einen Überblick über die digitale Themenlandschaft im Gesundheitswesen und deren Stand.

Methodisch blicken retroperspektivisch und versuchen zusammenfassend zu berichten. Dabei beleuchten wir die Marktlandschaft und stellen Good Practices durch Mini-Portraits vor. Somit möchten wir Initiativen vorantreiben. Unsere Expertengruppe NGW - Netzwerkgruppe Winterthur hilft uns bei der Trendfindung und der Suche nach Best Practices. Dabei werden sie nach ihren Einschätzungen der zukünftigen Bewegungen befragt.

Der Report interessiert besonders Fachpersonen aus der Gesundheitsbranche. Der Report ist jedoch an das allgemeine Publikum adressiert, die sich für die Digitalisierung und das Thema Gesundheitswesen interessieren. Der Bericht ist verständlich und leserfreundlich aufbereitet.

Digital Health ist ein wachsender Markt. Bei der Betrachtung der Investitionen grosser Unternehmen wird deutlich, dass die Digitalisierung Corona bedingt einen Schub geleistet hat. Die Investitionen sind von 11 Milliarden auf 20 Milliarden innerhalb eines Jahres gestiegen. Die Frage bleibt offen, ob im Jahr weltweit der Umsatz Digital Health 1000 Milliarden CHF überschreiten wird. Das Wachsen des Marktes wurde durch die Pandemie um ca. zwei Jahre beschleunigt. Verglichen mit den Investitionen des Gesamtmarktes des Gesundheitswesens ist das eine noch kleine Zahl.

Die Entwicklung des Schweizer Marktes entwickelt sich langsam im Bereich des Gesundheitswesens. Schon im Jahr 2017 gab es viele Initiativen und Health-Start Ups. Die Bremse resultiert aus der Fragmentierung durch die Kantone, die nur dezentrale Entscheidungen und Fortschritte zulässt. Die Kantone geben an mehr Impuls zu benötigen, der Staat setzt auf die Eigenständigkeit der Kantone. Das Thema des EPDs schreitet sehr langsam voran. Der Schutz der Daten bleibt ein skeptisches Thema. Positive Beispiele für die Digitalisierung sind die Entwicklung und Verbreitung der Covid-App und die Verbreitung der Tele-Medizin. Weiter agieren viele einzelne Schweizer Health Start Ups initiativ in diesem Bereich.

Versuche die Impfdaten im Gesundheitswesen zu digitalisieren, wie “MeineImfung.ch“ sind leider gescheitert. Das Unternehmen war IT-technisch sehr unsicher. Es gab auch bisher keine Lösung von staatlicher Seite. Genau diese Schwachstelle wurde während der Pandemie sehr deutlich. Die Todes- und Fallzahlen sowie die Zahl der Neuansteckungen konnten daher erst nicht sauber ermittelt werden.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist daher immer noch am Anfang der Reise. Es bleiben zentrale Lösungen abzuwarten. Es gab schon viele Schocks in der Vergangenheit jedoch ohne Veränderung.

Der Hinderungsgrund liegt am Wollen, die Bequemlichkeit und die Trägheit. Es hängt auch vieles mit der Vergütung und den Regulatoren zusammen. Wenn der Druck jedoch hoch wäre, würde etwas passieren.

Ja, wir sind gerade vielleicht die Keime zu ersticken. Viele Start Ups gehen zuerst nach Deutschland. Die Rahmenbedingungen sind viel attraktiver. Zentrale Gesetzgebungen sind freundlicher. EU-Gelder können Start-Up subventionieren. Das Thema ist zu wichtig, um es dem Markt zu überlassen. Die Rahmenbedingungen sind nicht freundlich gegenüber Schweizer Start Ups und der Einführung einer EPD. Hinzu kommt die langsame Geschwindigkeit, mit der wir arbeiten. Obwohl Corona bedingt die Digitalisierung vorangetrieben wurde, werden wir gerade überrannt von anderen Ländern.

Wir haben uns durch Medienlandschaft für folgende drei zu behandelnde Themen entschieden: Covid, das elektronische Patientendossier -akte und den deutschen Markt. Der Digital Health Report beschäftigt sich besonders mit der Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD/EPA). Auf den deutschen Markt blickend, gab es Corona bedingte Veränderungen, die zu einer Beschleunigung der Einführung führten.

Die Umfragen der Manager deuteten auf einen vermehrten Geldfluss in die Richtung einer Corona bedingten Beschleunigung der Digitalisierung. Das Thema elektronisches Patientendossier kam im Jahr 2009 das erste Mal auf der politischen Agenda in der Schweiz. Heute nach 12 Jahren sind wir nicht sehr viel weitergekommen. Eine landesweite einheitliche Einführung des EPD gibt es nicht. Auch dieses Thema der Geschichte und der Gründe werden im Report behandelt. Die deutsche Entwicklung hinsichtlich der Digitalisierung ist im Vergleich erstaunlich. Eine sehr plakative Schlagzeile bringt die Entwicklung auf einen Nenner: “Die deutsche Regierung erlässt im Bereich Gesundheit 34 Gesetze in 32 Monaten“. Deutschland war ein Platz hinter der Schweiz im Bereich Digitalisierung. Die deutsche Digitalisierung im Gesundheitswesen wird im Report beleuchtet. Die Diskussion zur Anerkennung von Gesundheits-Apps und die Gesetze der Digitalisierung, die eine Entwicklung beschleunigten, sind sehr schnell eingeführt worden.

Ob es politisch zu schnell agiert wurde, zeigt sich an der Urne. Die inhaltliche Schnelligkeit kann diskutiert werden. Vielleicht ist es ein effektiver Weg, der keine Freunde generiert aber vielleicht der einzige Weg? Warum diskutieren wir das Thema EPD seit 12 Jahren? Es spielen sehr viele Interessen der Stakeholder in die Entscheidungsfindung mit ein, sodass eine perfekte Lösungsfindung schwer generierbar ist.

Das Thema der Tele-Medizin wäre ohne die Pandemie nicht so vorangeschritten in der Schweiz.

Die Covid-App ermöglichte das Contact Tracing. Dieses Digitalisierungstoll ermöglichte die Rückverfolgung von Ansteckungen sowie Kontakten, um mehr Sicherheit zu gewinnen. Besonders die schnelle Schweizer Entwicklung war erstaunlich. Aus ökonomischer und gesundheitlicher Sicht war die App-Einführung daher ein Erfolg.

Stefan Lienhard: Bezüglich Tele-Medizin haben wir in der Schulthess Klinik einen enormen Fortschritt gewagt. Die Pandemie hat uns gezwungen eine schnelle Lösung für die Online-Konsultation zu generieren.

Die Artikel unserer Sponsoren des Reports haben sehr interessante Artikel verfasst zum Thema Tele-Medizin und Tumor Boards. Kleine Erfolgsgeschichten von Health Start Ups werden aufgelistet, wie beispielsweise die TOM App zum Medikamenten Management, die sehr einfach jedoch clever eingesetzt werden. Solche innovativen Start Ups die alltäglichen Hilfsmittel schaffen, haben sehr viel Potenzial den Markt langfristig effizienter zu gestalten. Auch die kleinen Digitalisierungsinnovationen der Leistungserbringer schaffen sehr viel Qualität im Gesundheitswesen.

Folgende vier Trends wurden identifiziert: Das Thema EPD und Tele-Medizin sind sehr hoch im Kurs. Wearables sind ebenfalls im Trend. Das Thema Fitness wurde abgelöst durch das Thema E-Medikation.

Es gab keine disruptiven Innovationen. Der Markt entwickelt sich langsam nach Prognose weiter. Der langsame Fortschritt überrascht mich, dennoch scheint eine Tiefenentspannung zu herrschen.

 

Stefan Lienhard: Das Mindset bezüglich Home-Office ist mir jedoch auch sehr aufgefallen. Es haben sich nun neue Arbeitsweisen entwickelt, die eine Normalität diesbezüglich kreiert haben. Auch die Offenheit gegenüber einfachen digitalen Lösungen ohne grosse Schulungen und inhaltlichen Vorbereitungen ist bemerkbar.

 

Alfred Angerer: Die Änderung des Mindsets ist der erste Schritt zur Veränderung. Deshalb kann die weitere digitale Entwicklung die Veränderung des Mindsets als Chance nutzen, um schneller voranzutreiben. Die Visionen werden ebenfalls in dem Health Report beschrieben.

Das ist schwer zu sagen. Das österreichische Bespiel hat gezeigt, dass eine starke Stimme der Patientenorganisationen gebündelt gesprochen wurde und somit die Lösungsfindung vorangetrieben hat. Solange eine starke Stimme der Bevölkerung nicht gesprochen wird, denke ich wird es keine grossen Veränderungen und Fortschritte in diesen Bereichen geben.

Der einfachste Weg den Report zu finden ist die Suchmaschinensuche oder auf die Seite der ZHAW zu gehen: digitalcollection.zhaw.ch. Dort sind alle Publikationen der ZHAW enthalten.

Meine steile These bezüglich des nächsten Digital Health Reports, beinhaltet folgende Punkte inbegriffen:

  1. Ich glaube, dass die künstliche Intelligenz in der Gesundheitsbranche schneller einzieht, wie erwartet
  2. Die EPD-Unterhaltung wird weiter fortschreiten
  3. Die Aufholjagd gegenüber anderen Ländern wird beginnen

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