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Mark Maslow – Mit dem 5-Why des Lean nackt besser aussehen

L3 (E51) Leisten Kompetenzen Ressourcen Lean Prozesse Produktion (Leistungserstellung) Start-ups Value based Healthcare

Und es ist wieder soweit für eine neue Ausgabe von «Lean Healthcare mit Alfred und Patrick», in welchem die beiden Lean-Experten dem 5-Why des Lean auf den Grund gehen möchten und dafür wieder einmal einen Gast eingeladen haben, der diese Methode als Basis in seinem Daily Business anwendet. Dieser Gast (der ebenfalls Podcaster und Ingenieur, wie seine beiden Gastgeber ist) ist der Hamburger Fitness Coach Mark Maslow, der im deutschsprachigen Raum besonders aufgrund seines führenden Podcasts zum Thema evidenzbasierte Prävention und Fitness bekannt ist. Als ehemaliger Lean-Projektingenieur bei der Lufthansa hat er einen gefüllten Rucksack voller spannender Lean Methoden. Dieses nutzt er nun unter anderem, um seine KlientInnen «nackt gut aussehen zu lassen» und, um mit ihnen über die Methode des 5-Why ihrer eigentlichen Motivation und ihren ganz persönlichen Zielen im Bereich Fitness auf den Grund zu gehen und sie so selbstwirksam zu machen.
Das kennzahlenbasierte Vorgehen und smarte, visualisierte Ziele sowie das Schaffen eines Safe Space sind dabei essenziell, um die KlientInnen auf ihrem Weg zu unterstützen.

Hören Sie in diese Podcast-Episode und erfahren Sie mehr darüber, wie Mark Maslow die Lean-Philosophie in seine Arbeit im Bereich Fitness überträgt und Menschen dabei unterstützt, ihre Ziele kennen- und umsetzen zu lernen.

Dafür können Sie auch einen Blick auf seine Website marathonfitness.de und ein Ohr in seinen Podcast «Fitness mit M.A.R.K» werfen und sein Lieblings-Lean-Buch «Lean Startup» (2011) von Eric Ries lesen.

Fragen und Antworten

Mark Maslow lebt in Hamburg und ist der bekannteste Fitness Podcaster im Gesundheitswesen im deutschsprachigen Raum. Seine Podcasts sind evidenzbasiert und mit Studien hinterlegt. Zudem schreibt er Blogs und ist Bücherautor. Vor seiner Podcastzeit war Mark als Leanmanager in der Luftfahrtindustrie tätig.

Ursprünglich ist Mark Maslow studierter Ingenieur und hat Maschinenbau an der technischen Universität Hamburg studiert. Die akademische und evidenzbasierte Denkweise hat ihn sehr geprägt: Gerade der Schwerpunkt Messbarkeit von Kennzahlen zur Entwicklung eines Feedbacksystems, ist ein zentrales Element, welches im Leanmanagement eine Rolle spielt. Nach dem Studium arbeitete Mark Maslow bei der Lufthansa Technik als Ingenieur. Als dann neu das Leanmanagement aufkam, engagierte er sich begeistert als Trainer beim Aufbau des Fortbildungsbereich Leanakademie bei der Lufthansa, gab Schulungen und war als Moderator tätig. Weitere Projekte, auch ausserhalb der Luftfahrt folgten, wie zum Beispiel Lean Fortbildung bei Porsche Consulting. Zudem war Mark Maslow am Projekt der deutschlandweiten Einführung des Shopfloor Managements beteiligt. Da wurde ihm bewusst, dass sich viele als «Spielball des Managements» fühlen und den Wunsch nach Veränderung verspürt. Darauf hat er sich selbstständig gemacht mit dem Schwerpunkt Lean im Gesundheitswesen.  

KVP bedeutet kontinuierlicher Veränderungsprozess, grob übersetzt Kaizen. Shopfloor ist ein industrieller Begriff, welcher in der Schweiz als Huddle/Huddleboard bekannt ist. Shopfloor ist im schweizerischen Gesundheitswesen weniger gut angekommen. Aktuell ist Leanmanagement ein beliebter Begriff in verschiedenen Gesundheitsinstitutionen. 

Fitness mit Schwerpunkt Marathon und Kraftsport gab Mark Maslow bereits während des Studiums viel Energie. Dabei wurde ihm bewusst, dass Fitness und Lean Management viele gemeinsame Bestandteile haben. Zielformulierung, Kennzahlerarbeitung und Selbstwirksamkeit lassen sich wunderbar in beiden Bereichen anwenden. Seine Arbeit bei der Lufthansa, gerade im Projekt- und Leanmanagement, hat ihm viel Spass gemacht, doch realisierte er, dass ihm die emotionale Dichte dabei fehlte. Menschen zu helfen, empfindet er als eine großartige Aufgabe und ist überzeugt, dass wenn man sich um seine Fitness kümmert, sich diese Einstellung auch auf andere Lebensbereiche auswirkt. Diese Mission hat er über 12 Jahre entwickelt und mit dem Motto "ich habe nichts zu verlieren" dem Traum Wirklichkeit gegeben. Mit seiner Selbstständigkeit hat er seinen Beruf zu seiner Berufung gemacht.

Zuerst fragt Mark Maslow seine Kunden nach dem Ziel, formuliert nach SMART (Spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminiert). Anschliessend wird nach der Motivation der Zielerreichung gefragt - das Grundwarum. Den 5-Why Methodenprozess definiert Mark Maslow mit fünfmal nach dem "Warum" fragen – jeweils auf der Antwort des Kunden aufbauend wird dabei nachgefragt. Die erste Antwort ist aber meistens nicht die Richtige, da man noch an der Oberfläche kratzt. Deshalb wird weiter mit warum nachgefragt. Damit wird die eigentliche Motivation hinter der Motivation – das intrinsische Ziel – identifiziert. Oft findet man etwas tieferes hinter diesen Fragen, was eine Motivationserleichterung darstellt. Diese 5 W helfen, die eigentliche Motivation zu identifizieren. Dabei achtet er auf eine positive Antwortformulierung des Kunden.

Wenn man sich im Kreis dreht. Sprich wenn auf die Frage nach dem Warum immer etwas ähnliches kommt.

Menschen machen oft Umwege. Der Hauptfaktor steckt meistens tiefer und die Lösung verbirgt sich nicht hinter dem ersten Warum. Deshalb ist das Nachfragen, worum es geht, so wichtig. Damit dem Klienten beim Erkenntnisprozess geholfen werden und somit viel Verschwendung von Anfang an eliminiert werden kann. Wenn man sein Warum kennt, fallen bereits viele Alternativen weg.  

Zwei Dinge sind elementar, damit das Konzept funktioniert: Erstens die Eliminierung von Schmerzen, zweitens Ziele, die begeistern. Eine negative Motivation sorgt für eine Veränderungsbereitschaft. Die positive Vision, wohin der Weg gehen soll, ist aber essenziell für die Zielerreichung. Mit dieser Vision und dem bildlichen Gedanken dahinter, kann das Ziel viel klarer vorstellt werden, man kann sich damit auseinandersetzen.

Einerseits wichtig ist die Erreichbarkeit des Zieles. Dies ist nicht mehr Bestandteil der 5-Why Motivation, weil es nicht um die intrinsische Motivation geht, sondern, dass dieses Ziel auch tatsächlich erreichbar ist. Andererseits spielt die Formulierung des Zieles eine entscheidende Rolle: Es muss positiv formuliert und klar visualisierbar sein. Wenn dies nicht der Fall ist, fehlen weitere Informationen und die beteiligten Personen können nicht mitgenommen werden. Mit der Visualisierung ist die Mission als Zeichnung gemeint. In der Führung spielt die Vision eine entscheidende Rolle, was das langfristige Ziel definiert.

Patrick Bitz ergänzt, dass im Gesundheitswesen dies eine Visualisierung des Zieles über alle Führungsebene hinweg bedeutet, indem man sich vor Ort beim Patienten ein Bild der Situation macht.

Mit dem 5-Why Prozess wird die wahre Motivation identifiziert. Dabei spielt im Coaching das Bauchgefühl eine entscheidende Rolle: Man merkt, dass gewisse Informationen noch fehlen. Dabei kann es vorkommen, dass noch weitere Faktoren eine Rolle spielen können. Hier stellt sich die Frage, wie bedeutsam diese Faktoren sind. Der Prozess PDC (Plan, Do, Check) kann dabei unterstützen. Dieser wird im Coaching wie folgt verwendet: Alle zwei Wochen findet ein einstündiges Gespräch zur Planerstellung statt. Dies ist der erste Schritt, um messbare Fortschritte zu erzielen. Anschliessend folgt der zweiwöchige "Do Prozess", welcher ohne den Coach auf der Eigenverantwortung des Klienten basiert. Abgeschlossen wird mit dem Check Prozess zur Kontrolle. Ziel dieses PDC Prozesses ist es, als Coach möglichst schnell überflüssig zu werden und den Klienten so zu empowern, dass er sich selbst führen kann.  

Die Arbeit als Coach mit einem Klienten unterscheidet sich im 5-Why Prozess von der Arbeit in einem Unternehmen. Ein Coach bietet einen geschützten Rahmen – sogenannter "Safe Space", ohne dass Informationen nach aussen dringen. Dies ist die Grundvoraussetzung, damit sich der Klient öffnen kann. Im unternehmerischen Umfeld ist die Herausforderung anders: Dort stellt sich die Frage, wie ein geschützter Rahmen geschaffen werden kann, damit die Teilnehmenden ihre wahren "Why's" äussern können, ohne mit negativen Konsequenzen rechnen zu müssen. Dazu braucht es ehrliche Rahmenbedingungen.

Mark Maslow empfiehlt zunächst mit einer kleinen Gruppe zu starten mit denjenigen, welche die Verantwortung tragen. In einem ersten Schritt identifiziert man die Personen, welche es braucht, um diese Frage beantworten zu können. Wenn diese einzelnen Stakeholder identifiziert sind, können die betroffenen Bereiche eine Vertretung für den Workshop definieren. Bestenfalls jemand, mit viel Erfahrung.

Patrick Betz erwähnt die Beachtung des "Safe Space", denn das Why eines CEO's muss nicht zwingend dem Why des Patienten entsprechen.

Mark Maslow betont die Wichtigkeit, dass jeder seine Meinung offenlegen soll und dies auch gefördert wird. Ein wichtiger Punkt, welcher laut Mark Maslow noch nicht in allen Unternehmen gelebt wird.  

Der 5-Why Prozess wurde zu seiner Zeit bei der Lufthansa als Problemlösungstool angewendet: Eine Maschine funktioniert nicht, warum? Es wurde dabei so lange nachgefragt, bis das Problem behoben wurde. Damit konnten die Prozesse gefördert werden. Mark Maslow äussert, diesen 5-Why Prozess untypisch zu nutzen. Ursprünglich für die Industrie entwickelt, wendet er diesen als Coach im Fitnessbreich an. Er zeigt damit, dass sich solche Problemlösungsmodelle in andere Anwendungsbereiche implementieren lassen.

Ein Tool, dass Mark Maslow schon lange in seinem Privatleben benutzt, ist die "Kanban" Methode. Er nutzt dieses Tool für verschiedene Gebrauchsgegenstände im Haus, um zu verhindern, dass ihm etwas ausgeht. Beispielsweise bestellt er bei einer verbleibender Kaffeebohnenpackung weitere 8, um diesen Leerstand zu vermeiden.  

Mark Maslow empfiehlt das Buch "Lean Startup" von Eric Lies, welches er seit Beginn seiner Selbstständigkeit kennt und anwendet. Der Fokus dieses Buches liegt auf dem Bereich Rabbit Prototyping: Während dem Aufbau eines Unternehmens, wird die Zielgruppe in den Prozess der Produktherstellung integriert und in die Entwicklung miteingebunden. Mark Maslow wendet diese Methode in seinem Blog und Büchern an. Im Blog können Fragen und Feedback zu Lösungsmodellen hinterlegt werden. Diese implementiert er laufend in seine Produkte.

Zwei Erwartungen stehen für Mark Maslow im Fokus: Ein nährstoffreicheres Essen, welches ein wichtiger Bestandteil zur Unterstützung des Genesungsprozesses darstellt. Es brauche eine grössere Awareness zum Thema Ernährung. Die zweite Erwartung bezieht sich auf ein schönes Umfeld, welches die Heilung während des Spitalaufenthaltes beschleunigen soll. Hiermit stellt sich die Frage, wie ein Krankenhaus gestaltet werden kann, damit man sich – soweit wie möglich – darin wohlfühlt während des Aufenthaltes. Mark Maslow erlebt die Praxen in diesem Bereich als fortschrittlicher.  

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