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Sommerspecial (Ein Blick auf Lean und hinter die Kulissen von Alfreds Team)

66 Leisten Kompetenzen Ressourcen Lean Prozesse Einkauf Produktion (Leistungserstellung) Entwickeln Innovation Vertrieb Forschung Marketing Strategie Leistungerbringer Spitex Alters- und Pflegeheime Rehaeinrichtungen Arztpraxen Spitäler Management im Gesundheitswesen Organisationsentwicklung und die Rolle von Holokratie Value based Healthcare

Seit dem letzten Sommerspecial vor einem Jahr mit Johanna Stahl (das aktuell übrigens auf Platz 2 der erfolgreichsten Episoden dieses Podcast liegt) ist einiges passiert. Und so plaudert Alfred Angerer mal wieder aus dem Nähkästchen und hat dafür den Neuzugang seines Teams und uns bekannten Lean-Podcast-Kollegen Patrick Betz eingeladen.
Patrick, der Grandseigneur des Lean, verbindet in seiner neuen Position am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie nun seine Passion für Lehre mit seiner Beratertätigkeit. Künftig Evidenz für Lean im Gesundheitswesen zu schaffen, ist dabei ein Ziel, das der neue Wissenschaftliche Mitarbeiter in Alfreds Team verfolgt.
Und um Lean soll es in dieser Episode unter anderem gehen. Alfred und Patrick berichten von Projekten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich mit Lean in der Hausarztpraxis, Langzeitpflege und im Spital beschäftigen.
Doch auch ein umfassender Rückblick auf Projekte im Team, die sich mit Value-based Healthcare und Digital Health beschäftigen, wird geworfen. Und es zeigt sich, die Arbeit im Team Management im Gesundheitswesen wird nicht langweilig.
Hören Sie in diese Podcast-Episode und erfahren Sie mehr darüber, welchen Chancen und Herausforderungen sich die Lean Optimierungsphilosophie gegenübersieht und was Alfred und sein Team darüber hinaus beschäftigt!

Fragen und Antworten

Alfred Angerer stellt vor: Patrick Betz ist Professor an der ZHAW fürs Thema Management im Gesundheitswesen.

Patrick Betz arbeitet neu für das Team von Alfred Angerer. Gemeinsam arbeiteten sie bereits an mehreren Projekten.

Für Patrick Betz ist diese neue Tätigkeit eine Ergänzung für seinen Berufsalltag. Er berät gerne und ist schon lange in diesem Geschäft tätig, auch im eigenen Unternehmen.

Lehren ist für ihn eine Herzensangelegenheit, ob im privaten oder beruflichen Umfeld. Als Studiengangsleiter an der ZHAW bildet er Ingenieure in der Schweizer Industrieb im Bereich Lean aus. Neben Lehre und Beratungstätigkeit mit Schwerpunkt Lean, möchte er in diesem Bereich nun Forschen, um herauszufinden, ob Lean durch Charisma verkauft wird, oder ob dahinter auch noch Zahlen stecken.  

Patrick Betz besitzt keinen Steckschlüsselsatz. Er brauche lediglich 3 Steckschlüssel, um das japanische Motorrad seines Sohnes zu reparieren, der als Hobby Motocross fährt. Beim Motorrad handelt es sich um ein japanisches Modell und Japan liebt bekannterweise Lean. Mit der 3 Steckschlüsselmethode konnte Patrick Betz die Wartungszeit nach dem Motorcrosseinsatz halbieren.  

Je grösser das Spital, desto weniger ist Lean aktuell präsent. Patrick Betz ist dieser Trend bekannt. Seiner Meinung nach hat dies mit dem vielen personellen Wechsel zu tun. Dieser bewirkt, dass häufig bei neuangestellten Personen Lean entweder nicht oder kaum bekannt ist oder schlechte Erfahrungen damit gemacht wurden. Das kommt durchaus vor, wenn man die aktuelle Fluktuationsrate der Schweizer Spitäler betrachtet. Ob man die Methode Lean beim Namen nennt, oder ein Synonym wie operational Excellence verwendet spielt dabei keine Rolle. Die Herausforderungen in den Spitälern bleiben die gleichen.

Physische Treffen, welche im Lean zuvor gepflegt wurden, wurden während der Pandemie durch MS Teams, Miro etc. ersetzt. Diese Digitalisierung von Lean hat zu einer rapiden Abnahme von Vorschlägen geführt. Das zeigt, dass Digitalisierung nicht immer eine gute Lösung ist. Andererseits hat dies laut Patrick Betz keinen direkten Zusammenhang mit der Corona Pandemie. Es braucht charismatische, intrinsisch angetriebene Treiberinnen und Treiber, die an den Themen dranbleiben und neue Inspirationen reinholen. Wenn neues Personal kommt mit wenig oder schlechten Lean Erfahrungen, dann ist es eine grosse Herausforderung, das Erarbeitete am Laufen zu halten.

Die Begeisterung wird geweckt, indem das Personal die Arbeit ausführen kann, die sie auch ursprünglich gewählt hat. Niemand, der einen Beruf mit Patientinnen und Patienten gewählt hat, möchte ständig vor dem Computer sitzen.

Alfred Angerer: Es besteht ein kultureller Unterschied, was als zumutbar empfunden wird und was nicht. Eine halbe Stunde Wartezeit in einer Schweizer Hausarztpraxis wird mit einer Entschuldigung vergütet, in Deutschland wird diese Zeitspanne als normal betrachtet. Der Druck ist in Deutschland deutlich höher als in der Schweiz. Als Grund kann die angenommen werden, dass die Arbeitsabläufe bereits optimiert sind, vielleicht schon zu stark optimiert. Die Probleme sind grundsätzlich aber die gleichen. Um diese zu erkennen mittels Lean Prozess hilft die Visualisierung beispielsweise mit Lego bekanntlich.  

Patrick Betz äussert, dass Lean in Österreich gut ankommt und dort Wirkungspotential hat. Er ist in Wien an ein Event zu Lean Logistics eingeladen. Auch in der Schweiz gibt es noch Unternehmen, welche sich von Lean begeistern lassen. Im Langzeitbereich ist dieser Trend deutlich zu sehen, dass Lean auch dort angewendet werden kann.

Input Alfred Angerer: Er äussert, dass diese These in der Vergangenheit umstritten war. Er betreut aktuelle eine Masterarbeit zum Thema Lean in der Langzeitpflege. Dort äussern alle Interviewexpertinnen und Interviewexperten, dass Lean in der Langzeitpflege funktioniere, auch mit Tools und Kaizen und nur kleine Anpassungen notwendig seien. Lean muss demnach nicht neu erfunden, sondern lediglich angepasst werden.

90% der etablierten Lean Tools im Akutbereich funktionieren auch hervorragend im Langzeitbereich. Tools Philosophie und Werte können übernommen werden, es braucht aber wie bereits erwähnt, Anpassungen.

Einerseits muss wahrgenommen werden, dass das durchschnittliche Eintrittsalter der Bewohnerinnen und Bewohner ins Heim mit Mitte 80 deutlich höher ist und Nebendiagnosen mitgebracht werden. Die Pflege ist dadurch herausfordernder im Langzeitbereich. Der Pflegeschlüssel ist im Langzeitbereich ein anderer wie im Spital, auch die Ziele sind anders.

Andererseits kann das Huddle Board nicht direkt aus dem Spital übernommen werden. Die Datentransparenz muss im geschützten Rahmen gehalten werden. Zudem ist die Digitalisierung im Langzeitbereich aktuell noch in den Kinderschuhen. Das bedeutet, dass der Pflegewagen angepasst werden muss, weil es noch kein digitales Informationssystem gibt. Auch stündliche Runden können aufgrund des Personalschlüssels nicht durchgeführt werden.

Der Langzeitbereich wird sich immer mehr dem Akutbereich annähern. Heute bestehen noch zwei verschiedene Finanzierungstöpfe. Es gibt aber bereits Heime, die ein gemischtes Konzept haben, damit eine Bewohnerin oder ein Bewohner im Heim bleiben kann, auch wenn sie spitalpflichtig werden würde. Somit müssen sie nicht ständig ihre Umgebung wechseln, sondern können im Langzeitpflegeinstitut bleiben.

Lean hat nichts mit dem Bildungsstand zu tun. Jede Person, welche Lean affin ist, kann damit sehr gut arbeiten. Der Personalschlüssel ist hingegen entscheidend. Es gibt immer noch Vorurteile, dass die Arbeit im Langzeitpflegebereich langweilig ist, das wird sich in absehbarer Zeit noch stark verändern.

Input Alfred Angerer: Diese Aussage sei auch seine These und werde im Kanton Zürich aktuell untersucht.  

Hintergrund zur Frage: Plattform www.future.hospital – da soll eine Wissensplattform entstehen zum SHIFT Projekt – mit dem Schwerpunkt: was ein Smart Spital haben soll im Bereich Digitalisierung.

Antwort Patrick Betz: Das Ziel wäre, das Thema positiver zu gestalten. Es gibt laut Patrick Betz noch viele Vorurteile und Stolpersteine was die Digitalisierung im Gesundheitswesen betrifft. Er ist ein grosser Fan der Popcorn Philosophie: Zunächst tut sich noch wenig und plötzlich passiert vieles auf einen Schlag. Das sind die Erwartungen bezüglich der Digitalisierung.  

Ein Digital Health Report mit Updates wird aufgelegt mit Fokus auf die guten Seiten der Digitalisierung. Sie möchten zeigen, wohin die Reise geht.

Input Alfred Angerer: Er meint, ein digitaler Überblick für Patientinnen und Patienten wäre eine gute Unterstützung. Die Kosten werden damit zwar nicht sinken, aber gebremst werden, die Qualität erhöht werden und die Effizienz steigern.  

Alfred Angerer: In Bülach im Kanton Zürich wurde ein Startup Hub eröffnet, mit Schwerpunkt Innovation und Digitalisierung. Dieses Unternehmen arbeitet mit verschiedenen Partnerinnen und Partner zusammen wie Versicherung, Krankenhäuser, Bank oder IT-Anbieter. Es wird geforscht, was in der Praxis passieren kann, wenn das Thema Innovation ernst genommen wird.

Zudem läuft ein weiteres Projekt für eine Krankenkasse, welche ihre Digital Health Strategie überdenken möchte. Krankenkassen setzen den Fokus auf die Leistungserbringerinnen und Leistungserbringer, aber die Positionierung ist auch ein wichtiger Bestandteil. Die Krankenkasse möchte die aktuellen Trends identifizieren und die Frage beantworten, welche Technologien im Vormarsch sind. Alfred Angerer und sein Team haben eine Prognose mit einer Szenarien basierten Wirkungsanalyse erstellt, verschiedene Einflussfaktoren identifiziert und integriert und daraus 4 mögliche Szenarien entwickelt. So kann die Krankenkasse ihre Strategie planen, quantifizieren, was in Zukunft passieren könnte und die Reaktionen darauf planen.

Auch wurde die 2. Auflage von Management im Gesundheitswesen veröffentlicht. Alfred Angerer wünscht sich ein komplett neues Buch für die dritte Auflage, weil das Gesundheitswesen sich stark am Verändern ist.

Patrick Betz wird sich mit Design Thinking beschäftigen, was sehr gut zu seiner Lean Expertise passt. Er hat bereits ein paar Projekte mit nachhaltigem Erfolg im Bereich Design Thinking durchgeführt. Eines davon im Notfallbereich, was sein Lieblingsthema ist, gepaart mit Robotik im Gesundheitswesen. Er möchte gerne im Bereich Assistenzroboter forschen. Auch beschäftigt er sich mit der Deployment Thematik, indem er die Frage untersucht, mit welchen Methoden strategische Entscheide durchgesetzt werden. Er möchte ein gutes, schlankes Projektmanagement etablieren. Dazu hat er an der ZHAW viele Tools, Methoden, Expertise und ein Team zur Verfügung.

Beliebteste Podcast des Jahres:

3. Platz Q&A Sendung zur Digitalisierung, 42. Folge

2. Platz Sommerspecial vor einem Jahr mit Johanna Stahl

1. Platz Folge 47, 1. Folge aus der Lean reihe mit Fokus Gema Walk mit Katharina Rüther-Wolf.

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