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Maximilian Grimm – Innovationen im Spital der Zukunft sind nicht nur Luftschlösser

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Das Spital der Zukunft wird ein anderes sein, als wir es heute kennen und digitale Innovationen werden einen grossen Beitrag dazu leisten. Als zentrale Frage ergibt sich nun: «Wie kann der Innovationsgedanke in das Spital gebracht und entsprechend umgesetzt werden?»
Alfred Angerers heutiger Podcast Gast Maximilian Grimm – Innovationsmanager am Kantonspital Baden (KSB) und Leiter des Health Innovation Hub – findet nun seit bereits drei Jahren Antworten darauf und wirkt aktiv an der Gestaltung des KSB hin zum smarten Spital mit. Stets von der Haltung getrieben: «Das Gesundheitswesen wird sich verändern und wir wollen wissen, in welche Richtung es geht». So geht es dem Innovationmanager (mit Background der BWL und Public Policy) in seinem Hub primär darum, nicht nur strategische Konzepte zu entwickeln und Innovationen als Luftschlösser zu betrachten, sondern diese auch aktiv und mit visionären und kompetenten PartnerInnen im Spital voranzutreiben. Dafür wird im Rahmen von innovativen Projekten mit Start-ups, ForschungspartnerInnen und Co zusammengearbeitet, mit dem Ziel, ein besseres Spital zu werden, Synergien aufzubauen und auch von anderen zu lernen.

Hören Sie in diese Podcast-Episode und erfahren sie mehr darüber, wie das KSB mit dem Health Innovation Hub zum smarten Spital der Zukunft transformiert und welche Tipps Maximilian Grimm teilt, um den Weg hin zu einem besseren Gesundheitswesen zu ebnen.

Fragen und Antworten

Momentan im KSB. Maximilian Grimm fügt hinzu, dass er, seit die Covid-19-Massnahmen gelockert wurden, wieder häufiger im Spital ist.

Maximilian Grimm hatte in der Vergangenheit ein Startup in Berlin gegründet. Dieses Startup beinhaltet den Aufbau einer Plattform, welche die regionale Ernährung fördert. Die App ist darauf ausgelegt, dass regionale Angebote mit der regionalen Nachfrage gematcht werden. Dieses Matchverfahren hat sehr gut funktioniert und mittlerweile arbeiten in diesem Startup 15-20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Startup hat sich zudem in Richtung Thinktank weiterentwickelt. 

Maximilian Grimm wohnte acht Jahre lang in Berlin und ist nun wieder in seine alte Heimat – Umgebung Basel – zurückgekehrt. Maximilian Grimm erwähnt hierbei, dass er ein Landkind ist.

Alfred Angerer betont, wie schwierig es ist, dass ein Startup langfristig besteht und zeigt auf, dass dieses langfristige Bestehen bereits der erste berufliche Erfolg im Leben von Maximilian Grimm ist.

Maximilian Grimm stimmt dem Gesagten von Alfred zu und führt aus, dass die Gründungsmitglieder einen wesentlichen und grossen Beitrag dazu geleistet haben und dies nach wie vor tun.

Maximilian Grimm absolvierte den Bachelor in Betriebswirtschaftslehre in Mannheim. Dieses Studium war inhaltlich sehr breit ausgestaltet. Zudem legte er den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Innovation. Direkt im Anschluss an den Bachelor absolvierte er den Master in Public Policy. Zu diesem Wechsel entschied er sich bewusst, denn Gesellschaft und Betriebswirtschaft hängt eng zusammen und Public Policy deckte diese Schnittstelle ab. Aufgrund des Masters ging er dann auch nach Berlin.

Das Startup gründete er noch während des Masters und entschied sich deshalb für eine Pause zwischen dem ersten und zweiten Masterjahr. Das Startup war Maximilian Grimms erste Anstellung. Nach dem Masterabschluss wechselte er in die Strategieberatung. Auch in der Strategieberatung legte er weiterhin den Fokus auf Innovation.

Der erste Kontakt mit dem Gesundheitswesen war im privaten Umfeld. Jeder Mensch muss in seinem Leben irgendwann kennenlernen, wie wichtig ein gutes Gesundheitswesen ist. Aus beruflicher Sicht ist das Kantonsspital Baden die erste Station im Gesundheitswesen.

Maximilian Grimm arbeitet nun schon seit drei Jahren im Kantonsspital Baden und begleitet das Spital im Innovationsmanagement. Er leitet und entwickelt zudem den Health Innovation Hub.

Als Erstes lernte Maximilian Grimm den Verwaltungsrat kennen. Daniel Heller, der Präsident vom Verwaltungsrat, erzählte ihm damals von seiner Idee. Denn laut Daniel Heller sollte das Gesundheitswesen eine stärkere Rolle in der Ausgestaltung des Spitals der Zukunft einnehmen. In Bezug dazu wollte er den Innovation Hub implementieren. Maximilian Grimm äussert hierzu, dass er diese Idee sehr gut fand. Denn in der Strategieberatung arbeitete er mit so vielen Unternehmen zusammen, erstellte viele gute Konzepte, welche jedoch nur in den Schubladen verstaubten. Im KSB war diese Mentalität anders, denn Maximilian spürte, dass die Personen gewillt waren etwas umzusetzen und nicht nur strategische Konzepte erstellen wollten. Diese Grundeinstellung hat ihn überzeugt und Maximilian erwähnt, dass er seither diesen Job liebt.

Mit seiner Arbeit möchte Maximilian Grimm die Frage: „Wie sieht das Spital der Zukunft aus?“ beantworten. Dazu gibt es verschiedene Vorstellungen. Maximilian Grimm versucht in seiner Rolle und in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen (Startups, Forschungsinstitutionen und weiteren Unternehmen) Ideen zu identifizieren.

Für das Spital der Zukunft braucht es Visionen aber auch konkrete Massnahmen. Auf der einen Seite überlegt sich Maximilian Grimm wohin es gehen soll und auf welchem Stand die Technik ist. Zum anderen werden Pilotprojekte umgesetzt und Schnittstellen betrachtet. Diese Brücken zu bauen, das ist laut Maximilian Grimm seine Aufgabe in der Rolle als Innovationsmanager.

Laut Maximilian Grimm stimmen diese Punkte überein. Das Trendscouting als auch der Kontakt zu Startups sind wichtigen Themen. Doch laut ihm ist das noch nicht alles. Da man eine Idee zur Innovation bringen möchte, beinhaltet die Arbeit auch das Projektmanagement und Projektportfolio-Management. Beim Health Innovation Hub gibt es zudem ein kleines Portfolio an Side-Investments und dieses wird durch ihn betreut.

Das Projekt HeyPatient hat eine besondere Relevanz im KSB. Das ist eine App für die Interaktion zwischen Patientin oder Patient und Spital. Das Thema digitale und virtuelle Kommunikation ist wichtig, um auch in Zukunft mit den Patienten, und zwar während des gesamten Patientenpfades kommunizieren zu können. Damit einher geht auch die virtuelle Versorgung, denn nicht jede Patientin und jeder Patient muss zwingend ins Spital kommen. In der Zukunft wird es hierzu Angebote geben, welche die Möglichkeit einer Betreuung zu Hause anbieten. In diesem Bereich wurde beispielsweise ein Projekt initiiert.

Das Thema Patientenrückmeldung im Rahmen von PREMs und PROMs ist als weiteren Punkt aufzuführen. Dabei geht es darum, dass Patientinnen und Patienten während und nach der Behandlung Feedback geben. Dies dient unter anderem der Ergebnismessung, denn Patientinnen und Patienten sind Kunden und man möchte bei den Kunden einen klaren Mehrwert schaffen.

Laut Maximilian Grimm ist es beides. Das KSB bildet im Bereich Patientenrückmeldung keine Vorreiter-Rolle in der Schweiz. Aufgrund der Kenntnisse zu diesem Thema gibt es betriebsintern eine Anforderungs-haltung und das Bedürfnis seitens des Qualitätsmanagements und der Ärzteschaft, dass etwas Entsprechendes umgesetzt werden soll. Gemeinsam wird anschliessend eine solche Bestrebung initiiert. In einem ersten Schritt wird geschaut, wo man ein solches Projekt pilotieren kann, und welche Anforderungen bestehen. Anschliessend wird extern nach passenden Partnerunternehmen gesucht.

Mehrheitlich werden potenzielle Mehrwerte und Ziele festgelegt. Es geht dabei um die konkrete Frage, was erreicht werden soll. Mit solchen Indikatoren wird dann auch die Leistung gemessen. Im Rahmen des Patientenrückmeldung-Projektes sind die potenziellen Mehrwerte vielfältig und haben Impacts auf verschiedene Bereiche. Es gibt oftmals eine Idee was erreicht werden soll, aber hierbei gibt es keinen einzelnen Indikator, von diesem das Projekt abhängig ist.

Laut Maximilian Grimm gibt es das nicht. Aus seiner Sicht kann das auch nicht das Ziel eines Innovationsmanagement sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Ergebnisse nicht messbar sind. Ein anekdotischer Mehrwert mit angeleiteten Hypothesen wird im Spital aufgezeigt. Erfolgreiche Projekte werden anschliessend an interne Stellen aus dem Projektmanagement weitergeben. Diese sorgen für den gesamten Rollout oder die langfristige Implementierung.

Ein Startup entwickelte ein KI-basiertes Tool zur optimierten Einsatzplanung, welches hilft, Personen in grosse Gruppen effizient einzusetzen. Den Bedarf für ein solches Tool war im KSB vorhanden und so hat Maximilian Grimm zusammen mit dem Startup dieses Tool auf die Bedürfnisse des Gesundheitswesens angepasst. Im Rahmen von Corona und den Test- sowie Impfzentren kam dann der Boom und das Spital wollte dieses Tool so schnell wie möglich implementieren. Seither erfolgt die Planung in den Test- sowie Impfzentren über dieses KI-basierte Tool. Dieses erfolgreiche Beispiel zeigt laut Maximilian Grimm, dass Innovationen nicht nur Luftschlösser sind, sondern zu klaren Resultaten und einem Mehrwert führen.

Einsatzplanungen bei einer grösseren Menschengruppe sind herausfordernd. Ein Mensch kann eine Einsatzplanung niemals so effizient gestalten und zusätzlich individuelle Wünsche berücksichtigen, wie eine KI. KI oder dahinterstehende Algorithmen können viel genauer auf solche individuellen Wünsche eingehen. KI hat zudem den Vorteil, dass bei einem Personalausfall viel schneller nach einem Ersatz gefunden werden kann, da die Koordinatorin oder der Koordinator nicht alle verfügbaren Personen abtelefonieren muss.

Laut Maximilian Grimm ist es ein guter Mix aus individuellem Austausch und Bewertungsraster. Ein Bewertungsraster berücksichtigt die zwei Dimensionen Relevanz für KSB und das allgemeine Innovationspotential. Diese Bewertung ist grundlegend für die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen und trägt zu einer objektiveren Entscheidungsfindung bei. Solche Entscheide werden zudem auch nicht allein getroffen. Maximilian Grimm fügt hinzu, dass nachdem ein eingehendes Kennenlernen stattgefunden hat, die Idee anschliessend weiterkommt, indem ein internes Expertengremium zusammengestellt wird, welches die Idee unabhängig voneinander bewertet. Dies hat den Vorteil, dass Personengruppen, welche spätere die Lösung nutzen, von Anfang an partizipativ mitentscheiden können.

Das ist sehr unterschiedlich und hängt vor allem auch vom konkreten Vorhaben ab. Geht es nur um einen kleinen Piloten oder um einen Beitrag zu einer Studie, dann ist es niederschwelliger und es wird schneller etwas umgesetzt. Die Prozesse sind jedoch deutlich länger bei grösseren Partnerschaften oder bei einer zukünftigen Investition. Bei solchen grossen Vorhaben muss nicht nur der Inhalt stimmen, das Vertrauen muss hierbei langsam aufgebaut werden. HeyPatient ist ein Beispiel für ein grösseres Projekt.

Die Beteiligung wird in kleinem Rahmen gemacht. Das Portfolio umfasst lediglich zwei Startups. Das KSB glaubt an den Ansatz von Smart Capital. Das bedeutet, wenn das Spital aufgrund eines Bedarfs an eine Idee glaubt, dann sind sie bereit komplementär zu investieren. Dies mit dem primären Ziel die Startups weiterzubringen.

Die getätigten Investitionen sind konkrete Investitionen in die eigenen Dienstleistungen, somit sind es keine Investitionen in fremde Firmen. Zudem sind die Investitionen in einem sehr kleinen Rahmen und stets an der Idee orientiert.

Laut Maximilian Grimm ein klares Nein. Dies mit der Begründung, dass durch die Mitinvestition das Spital auch an der Expansion an die Konkurrenz profitiert. Zudem fügt Maximilian an, dass das Ziel der Innovation nicht das Ausstechen der Konkurrenz ist, sondern die Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Im Idealfall sollen gute Ideen auch von anderen Leistungserbringern aufgenommen werden.

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